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Viele Jugendliche fühlen sich gestresst

Schulstress, Beziehungsprobleme, die hohen Erwartungen der Eltern - viele junge Menschen stehen heute unter Leistungsdruck. Ist dieser Zustand nur von kurzer Dauer, lässt sich meist mit ihm leben. Wird die Belastung aber zur Normalität, kann das auf die Gesundheit schlagen. Helfen können Gestressten vor allem drei Dinge: Planung, Bewegung - und regelmäßiges „Rumhängen“….

Jugendliche leiden häufig unter Stress, z.B. in der Schule, in der Beziehung zum Freund oder der Freundin oder auch zu Mitschülern, aufgrund der hohen Erwartungen, die ihre Eltern haben oder die sie sich sogar selbst setzen. „Viele Jungs und Mädchen übersehen schon die ersten Warnsignale“, sagt Klaus Böttcher von der Kaufmännischen Krankenkasse KKH in Hannover. „Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Zappeligkeit und sogar Rückenschmerzen können Anzeichen für Stress und Leistungsdruck sein“, so der Sozialwissenschaftler. Die Folge sei eine verminderte Leistungsfähigkeit, die den Druck noch verstärkt.

Jungs reagieren unter Druck aggressiv
Das kann üble Folgen haben: „Jungs lassen ihrem Ärger darüber oft freien Lauf, werden aggressiv, greifen in vielen Fällen zum Alkohol, um mit der Situation fertig zu werden“, sagt Böttcher. „Auch bei Mädchen kann es zu diesem Verhalten kommen.“ Aber Umfragen zu diesem Thema würden zeigen, dass bei Stress eher die Jungs zu aggressivem Verhalten neigen.

Terminplan abspecken
„Wer merkt, dass ihm der übermäßige Druck zu viel wird, sollte sich erstmal überlegen, welche Verpflichtungen zurückgeschraubt werden können“, rät Detlef Träbert von der Aktion Humane Schule in Niederkassel. Der Pädagoge ist davon überzeugt, dass der Stress oft hausgemacht ist. „Viele können wichtige Dinge nicht von unwichtigen unterscheiden.“ Sie verplempern Stunde um Stunde, weil sie sich zum Beispiel Hausaufgaben und Lernen zeitlich nicht einteilen.

Träberts Vorschlag: „Sich einfach mal mit Freunden zusammensetzen und darüber diskutieren, was für jeden im Leben wichtig ist und worauf man verzichten kann!“ Im nächsten Schritt kann ein Stundenplan als Termintabelle für zu Hause genutzt werden, rät Träbert. „Dort wird eingetragen, wann Hausaufgaben zu machen sind, wann gelernt werden muss und zu welchen Zeiten zum Beispiel der Gitarrenunterricht stattfindet.“

Wer seine Termine auf diese Weise plant, kann jede Menge Zeit sparen. „Mit einem Stundenplan, der auch die Freizeit regelt, lässt sich leicht überblicken, wie viel Zeit womit verbracht wird.“ Der Tagesplan sollte aber nicht komplett mit Aktivitäten vollgestopft werden - denn auch Abschalten und „Rumhängen“ tun dem Körper gut.

Sport schafft Ausgleich
Eine gute Möglichkeit, Alltagsstress entgegenzuwirken, ist Sport - wenn man ihn so angeht, dass er den Leistungs- und Termindruck nicht noch erhöht. „Wer sich mit Sport an seine eigene Leistungsgrenze bringt, wird immun gegen Stress“, sagt Patrick Schreiber, der als selbstständiger Fitnesstrainer in Berlin arbeitet. Dazu eigneten sich viele Sportarten - „zum Beispiel Fußball, Tennis, Joggen, Klettern oder Volleyball. Hauptsache, das Training macht Spaß!“

Zwar setze sich auch ein Sportler unter Stress, zum Beispiel beim Klettern, wenn er hoch konzentriert ist, erklärt Schreiber. „Aber dieser Stress ist positiv und tut dem Körper und der Psyche gut.“ Außerdem kann sich der Körper nach der Anstrengung wieder entspannen.
„Wer es schafft, den inneren Schweinehund zwei- bis dreimal in der Woche zu überwinden, und sich ein, zwei Stunden sportlich betätigt, tut nicht nur was Gutes für seine Gesundheit, sondern kann in Zukunft mit dem Leistungsdruck viel lockerer umgehen.“

Bei manchen helfen aber selbst die besten Anti-Stress-Strategien nicht weiter. Diese Jungen und Mädchen sollten sich um Hilfe von Leuten kümmern, die sich damit auskennen. Das sind zum Beispiel die Leiter von Entspannungs- und Stressbewältigungskursen, die von Krankenkassen angeboten werden.

Betroffene können sich laut Böttchers aber auch an ihren Kinder- und Jugendarzt wenden, wenn der Leistungsdruck bei ihnen schon zu gesundheitlichen Problemen geführt hat. „Es kann natürlich sein, dass der Mediziner ihnen dann ein Medikament verschreibt, damit die Kopfschmerzen weggehen oder die Schlafstörungen ein Ende haben.“ Das sei allerdings höchstens kurzfristig eine Hilfe. Auf lange Sicht müsse - möglichst gemeinsam mit den Eltern - nach einer Alternative gesucht werden.