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Vorverlagerung der sexuellen Reife

Laut dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) tritt bei Kindern heute die Pubertät wesentlich früher ein als bei ihren Altersgenossen vor über 140 Jahren. 1860 bekamen Mädchen ihre Regelblutung etwa mit 16,6 Jahren – bis 2006 sank das Eintrittsalter um fast vier Jahre auf 12,8 Jahre…

Die sexuelle Reifung tritt bei deutschen Mädchen durchschnittlich mit 12,8 Jahren ein (erste Regelblutung) und bei Jungen mit 15,1 Jahren (Stimmbruch), so das Ergebnis des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KIGGS). Damit hat sich die Pubertät in den vergangenen 100 bis 150 Jahren deutlich in ein jüngeres Lebensalter verschoben: 1860 bekamen Mädchen ihre Regelblutung etwa mit 16,6 Jahren – bis 2006 sank das Eintrittsalter um fast vier Jahre auf 12,8 Jahre. Lediglich in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts gab es einen kleinen Stillstand. Kinder und Jugendliche sind heute auch im Durchschnitt deutlich größer und schwerer als ihre gleichaltrigen „Ahnen“. In den europäischen Nachbarländern gibt es vergleichbare Entwicklungen.

Der Ernährungsstatus hat anscheinend einen wichtigen Einfluss auf die Pubertätsentwicklung. Vermutlich ist ein gewisses „kritisches“ Körpergewicht mit einem gewissen Anteil an Körperfett (mehr als 17%) für den Eintritt in die Pubertät verantwortlich. Ob das Fettgewebe mit der Bildung des hormonähnlichen Eisweißes Leptin ein Signal für den Beginn der Pubertät setzt und die hormonellen Vorgänge beeinflusst, ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Daten von KIGGS sprechen dafür, denn demnach besteht bei Mädchen ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem frühen Eintritt der Regelblutung (Menarche) und einem hohen Body Mass Index (BMI). Bei übergewichtigen Mädchen setzt die Menarche durchschnittlich mit 12,1 Jahren ein, bei stark untergewichtigen dagegen erst mit durchschnittlich 14,9 Jahren. Bei Jungen ist eine Wechselwirkung zwischen BMI und Eintritt der Pubertät aber weniger stark.

http://www.kinderumweltgesundheit.de/KUG/index2/pdf/gbe/6181_1.pdf