„Typisch für Wachstumsschmerzen ist es, dass sie spätabends oder in der ersten Nachthälfte auftreten. Kinder beschreiben brennende, ziehende oder stechende Schmerzen - vorzugsweise an der Vorderseite der Oberschenkel und Unterschenkel sowie an den Waden und in den Kniekehlen. Betroffene Kinder können hiervon aus dem Schlaf gerissen werden. Morgens sind die Beschwerden meist verschwunden,“ beschreibt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die typischen Anzeichen. Untersuchungen legen nahe, dass bei vermehrter körperlicher Aktivität tagsüber sich die Wachstumsschmerzen in der Nacht häufiger bemerkbar machen. Während des Sports treten aber keine Beeinträchtigungen auf. Pausen bei anstrengendem Training und das Vermeiden von einseitigen Belastungen können deshalb vorbeugend wirken.
Untypisch für Wachstumsschmerzen ist es, wenn sie von anderen Beschwerden begleitet werden, wie Nachtschweiß, Schwellungen, Gewichtsverlust, Fieber, Übelkeit, Müdigkeit oder Hautveränderungen. „Um sicherzugehen, dass sich keine Erkrankung wie Rheuma oder eine bakterielle Entzündung hinter den Schmerzen --verbirgt, sollten Eltern spätestens nach ein bis zwei Wochen mit ihrem Kind zur Abklärung zum Kinder- und Jugendarzt“, rät Professor Nentwich.
Über die Ursachen der Schmerzen gibt es verschiedene Theorien. So können möglicherweise Belastungen durch das Knochenwachstum zu den Schmerzen führen. Auch über hormonelle Einflüsse diskutieren Forscher, denn Wachstumshormone werden vor allem nachts ausgeschüttet. Ein Zusammenhang mit einem erniedrigten Vitamin-D-Spiegel haben beispielsweise türkische Wissenschaftler vorgeschlagen, nachdem sie erniedrigte Vitamin-D-Blutwerte bei Kindern mit Wachstumsschmerzen festgestellt hatten und diese durch die Gabe von Vitamin D verringern konnten.
Sind Kinder morgens steif und unbeweglich, nehmen eine Schonhaltung ein oder hinken, weist dies eher auf eine rheumatische Erkrankung hin. Bei kleinen Kindern können Anzeichen dafür sein, wenn sie am Morgen krabbeln und getragen werden wollen, obwohl sie schon laufen können. Auch geschwollene und warme Gelenke deuten darauf hin. „Dann ist eine frühe Erkennung und Behandlung besonders wichtig, um Gelenkschäden zu vermeiden“, so Prof. Nentwich.
Etwa jedes dritte Kind leidet irgendwann in der Kindheit, meist im Alter von 3 bis 12 Jahren, unter Wachstumsschmerzen.
Quelle: <link https: doi.org s00132-019-03745-2 _blank external-link-new-window external link in new>Orthopädie
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