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Waisen: Zuwendung in Pflegefamilie fördert Entwicklung

Kommen Waisen zu einer Pflegefamilie, so fördert dies ihre geistige, körperliche sowie seelische Gesundheit und kann sie vor den Folgen von mangelnder Zuwendung in einem Waisenhaus schützen. Dies zeigte die Beobachtung von verwaisten bzw. verstoßenen Kindern in Rumänien. Die Regierung dort hat daraufhin beschlossen, dass kein Kleinkind unter zwei Jahren in ein Waisenhaus kommen soll…

Kinder, die in Rumänien in Waisenhäusern aufwuchsen, zeigen sowohl körperliche als auch seelische und geistige Schäden, so berichten amerikanische Forscher. Sie hatten in Bukarest im Jahr 2000 136 Kinder unter 31 Monaten beobachtet, die in sechs verschiedenen Institutionen untergebracht waren. Zu dieser Zeit war in Rumänien noch keine Aufnahme von elternlosen Kindern in Pflegefamilien üblich. Die Wissenschaftler um Dr. Charles Nelson von der Medizinischen Fakultät in Harvard machten 56 Familien ausfindig, die zur Aufnahme eines Pflegekindes bereit und auch geeignet waren. 68 der 136 Kinder wurden mit einem durchschnittlichen Alter von 21 Monaten auf diese Pflegefamilien verteilt. Geschwister blieben dabei zusammen. Zusätzlich wurden 72 Kinder in ihren eigenen Familien beobachtet.

Laut den Forschern wurden die Kinder in den rumänischen Waisenhäusern oft lange alleine gelassen und hatten wenig Anregung. Dadurch blieb ihr Intelligenzquotient (IQ) häufig deutlich hinter dem von gleichaltrigen Kindern in Familien zurück. Mit dem IQ wurden Fähigkeiten gemessen wie Sprache, logisches und vorausschauendes Denken und Problemlösung. Die Kinder, die in Pflegefamilien lebten, schnitten mit dreieinhalb und viereinhalb Jahren besser ab als die gleichaltrigen Heimkinder. Insbesondere wenn sie noch vor einem Alter von zwei Jahren in eine Familie aufgenommen wurden, verbesserte sich ihr IQ um bis zu 15 Punkte. Die Wissenschaftler vermuten, dass es in den ersten zwei Lebensjahren möglicherweise eine sensible Phase für die Intelligenzentwicklung gibt. Je später das Kind demnach zu den Pflegeeltern kommt, desto schwieriger sind die Folgen der Heimunterbringung wieder gut zu machen. Die Regierung in Rumänien hat in der Folge der Studienergebnisse festgelegt, dass möglichst kein Kleinkind unter zwei Jahren in ein Heim kommen soll. UNICEF will deshalb verschiedene Länder dazu zu bewegen, ein System für Pflegefamilien einzurichten. In den Staaten Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion setzt sich UNICEF z.B. für den Aufbau eines inländischen Pflegekinder- und Adoptionswesens ein, das die Rechte der Kinder schützt.