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Warum klauen Kinder manchmal?

Warum stehlen Kinder manchmal? Und was sollten Eltern dagegen tun? Dr. Natalie Gately, Dozentin und Forscherin an der Edith Cowan University (Australien) und Dr. Shane Rogers, Dozent für Psychologie, ebenso an der Edith Cowan University, geben einige Antworten auf Fragen, die sich Eltern stellen.

Alter des Kindes berücksichtigen

Sehr kleine Kinder haben keine Vorstellung von Eigentum. Wenn sie etwas sehen, das sie interessiert, nehmen sie es sich einfach. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sich das Gefühl für Eigentum etwa im Alter von etwa zwei Jahren zu bilden beginnt. Ein besseres Verständnis dafür entwickelt sich erst im Alter von drei bis fünf Jahren.

Die American Academy of Child and Adolescent Psychiatry weist darauf hin, dass das Alter von drei bis fünf Jahren für Eltern ein wichtiges Zeitfenster ist, um ihren Kindern beizubringen, was Eigentum und Ehrlichkeit bedeutet. Sie sollten u.a. als Vorbild Respekt vor Eigentum zeigen.

Warum stehlen Kinder mit bereits entwickeltem Unrechtsbewusstsein?

Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum Kinder etwas klauen. Diese entscheiden darüber, wie Eltern vorgehen sollten.

  • Einige kleine Kinder mit geringer Impulskontrolle stehlen möglicherweise, um ihre Wünsche sofort zu befriedigen – insbesondere bei Gegenständen, die als minderwertig angesehen werden. Sie denken vielleicht, dass es nur ein paar Lutschbonbons oder ein oder zwei Kekse sind und niemand ihr Fehlen bemerken wird.
  • Andere Kinder haben vielleicht Schwierigkeiten, sich vorzustellen, dass jemand verärgert oder enttäuscht sein könnte, wenn sie ihm etwas wegnehmen.
  • Gelangweilte Kinder stehlen möglicherweise einfach aus Spaß oder um Aufmerksamkeit zu erregen.
  • Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, ob Kinder alleine oder mit Gleichaltrigen stehlen. Gruppenzwang oder der Wunsch, Freunde zu beeindrucken, können Motive sein.
  • Manche Kinder stehlen möglicherweise, um Gegenstände zu bekommen, die sie sich nicht leisten können. Der Artikel wird möglicherweise bei ihren Altersgenossen besonders geschätzt oder es handelt sich um einen Trendartikel, den alle Freunde haben.
  • Klauen kann auch aus dem Bedürfnis heraus geschehen, die Aufmerksamkeit von Erwachsenen oder Gleichaltrigen zu bekommen. Oder es liegen emotionale oder psychologische Probleme vor und Diebstahl dient als Bewältigungsmethode.
  • Stehlen kann darauf hindeuten, dass ein Kind mit etwas Tieferem zu kämpfen hat und Hilfe braucht, um die Grundursache seines Verhaltens anzugehen. Eltern, Betreuer*innen und Erzieher*innen sollten dann Mitgefühl und Verständnis zeigen und mit dem Kind zusammenarbeiten, um konstruktivere Wege zu finden, mit seinen Emotionen und Bedürfnissen umzugehen.

Wie sollten Eltern reagieren?

Dr. Natalie Gately und Dr. Shane Rogers geben einige Tipps, was Eltern tun können, wenn sie bemerken, dass ihr Kind etwas gestohlen hat:

  1. Gehen Sie die Situation ruhig an. Wenn man Kinder anschreit oder hart bestraft, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Zukunft erneut stehlen.
  2. Sprechen Sie mit Ihrem Kind. Fragen Sie es, warum es gestohlen hat, und hören Sie sich die Antwort an. Versuchen Sie zu verstehen, was es zum Diebstahl motiviert hat, und gehen Sie mögliche zugrunde liegende Probleme an. Erklären Sie, warum Stehlen falsch ist und welche Konsequenzen es haben kann.
  3. Sagen Sie ihm, dass Stehlen falsch ist. Es ist wichtig, Kindern die Bedeutung von Ehrlichkeit und Vertrauen beizubringen. Erklären Sie, wie Diebstahl das Vertrauen zwischen Menschen zerstören und Beziehungen schädigen kann.
  4. Entfernen Sie das „Diebesgut“, wenn möglich. Stellen Sie sicher, dass das Kind keinen Nutzen aus dem Diebstahl ziehen und keine Waren behalten kann.
  5. Legen Sie klare Konsequenzen fest. Stellen Sie sicher, dass dem Kind klar ist, dass sein Handeln Folgen hat. Dies kann die Rückgabe des gestohlenen Gegenstands, eine Entschuldigung bei der Person, die bestohlen wurde, und die Erledigung von Hausarbeiten oder gemeinnützigen Diensten zur Wiedergutmachung beinhalten.
  6. Vermeiden Sie Panikmache. Drohen Sie nicht, es der Polizei zu sagen, und bezeichnen Sie Ihr Kind nicht ständig als ungezogen, als Dieb oder als böse Person. Wenn Sie sich damit befasst haben, vermeiden Sie es, den Vorfall noch einmal zur Sprache zu bringen.
  7. Behalten Sie das Verhalten Ihres Kindes in Zukunft im Auge, um sicherzustellen, dass es nicht erneut stiehlt. Loben Sie es, wenn es gute Entscheidungen trifft und zeigen Sie Ehrlichkeit.
  8. Suchen Sie professionelle Hilfe. Wenn das Verhalten Ihres Kindes anhält oder zunimmt, kann es notwendig sein, professionelle Hilfe von einem Kinderpsychologen/einer Kinderpsychologin in Anspruch zu nehmen.
  9. Denken Sie daran, dass Diebstahl nicht unbedingt ein ernstes Problem darstellt, aber dennoch nicht ignoriert werden sollte. Mit dem richtigen Ansatz und der richtigen Unterstützung können Eltern und Erziehungsberechtigte ihrem Kind helfen, ein Gefühl der Eigenverantwortung zu entwickeln, die Konsequenzen des Diebstahls zu verstehen, sodass es in Zukunft genügend Gründe hat, die es vom Diebstahl abhalten.

Quellen: <link https: medicalxpress.com news _blank external-link-new-window external link in new>medicalXpress, <link https: theconversation.com why-do-young-children-sometimes-steal-and-what-should-parents-do-about-it-200906 _blank external-link-new-window external link in new>The Conversation, <link https: doi.org annurev-devpsych-120920-041124 _blank external-link-new-window external link in new>Annual Review of Developmental Psychology, <link https: www.aacap.org aacap families_and_youth facts_for_families fff-guide _blank external-link-new-window external link in new>AACAP, <link https: doi.org _blank external-link-new-window external link in new>Handbook of Resilience in Children, <link https: doi.org cdev.12605 _blank external-link-new-window external link in new>Child Development, <link https: doi.org j.2044-8333.2010.02004.x _blank external-link-new-window external link in new>Legal and Criminological Psychology, <link https: doi.org bs13020170 _blank external-link-new-window external link in new>Behavioral Science