Dr. Susan Kay-Flowers von der Liverpool John Moores University führte eine umfassende Umfrage unter 34 jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren durch, bei der die jungen Menschen über ihre Kindheitserfahrungen bei Trennung und Scheidung berichteten (<link https: policy.bristoluniversitypress.co.uk childhood-experiences-of-separation-and-divorce _blank external-link-new-window external link in new>Childhood Experiences of Separation and Divorce, PolicyPress 2019). Für einige lag ihre Erfahrung nur ein bis drei Jahre zurück - für andere viel weiter in ihrer Vergangenheit.
Dr. Kay-Flowers fand heraus, dass die meisten jungen Menschen die Trennung ihrer Eltern mit der Zeit gut überstanden hatten. Ihre Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Faktoren Kindern helfen oder es ihnen schwer machen, sich an dieses lebensverändernde Ereignis anzupassen.
Ende des Konflikts wird von Kindern positiv erlebt
Das Wichtigste, was den Kindern dabei half, sich anzupassen, war, dass die Trennung den Konflikt zwischen ihren Eltern beendete. Manchmal war dies erst möglich, wenn klar war, wo die Kinder leben sollten und wie der Kontakt zu den Eltern geregelt wird. Ab dieser Zeit berichteten die Teilnehmer, dass sie erleichtert waren und die Trennung als eine positive Verbesserung in ihrem Leben betrachten konnten, so Dr. Kay-Flowers.
Miteinander reden - auch schon im Vorfeld - stärkt Kinder
Die Kommunikation machte auch einen großen Unterschied: Wenn den Kindern im Vorfeld von ihren Eltern mitgeteilt wurde, was geschehen würde, erleichterte dies den Kindern, die sich ändernde familiäre Situation besser zu verstehen. Für kleine Kinder bedeutete dies oft, dass sie mehr als einmal Erklärungen erhielten. Kinder profitierten von der Möglichkeit, über die Trennung ihrer Eltern sprechen zu können und Unterstützung von anderen Familienmitgliedern wie Tanten und Großmüttern zu erhalten. Es habe sich auch als hilfreich erwiesen, mit Geschwistern und Freunden zu sprechen, insbesondere mit Freunden, die bereits ähnliche Erfahrungen gemacht hatten.
Kinder, die sowohl mit ihren Eltern als auch mit ihren Freunden in Kontakt bleiben konnten, fiel die Trennung leichter. Als Erleichterung empfanden es Betroffene auch, wenn alle anderen Änderungen möglichst vermieden wurden: zum Beispiel, wenn Kinder nach der Trennung weiterhin in der gleichen Gegend leben konnten und die gleiche Schule besuchen durften. Wo dies geschah, hatten die Kinder das Gefühl, dass ihre Ansichten nach der Trennung mit berücksichtigt wurden - sie hatten das Gefühl, ihren Eltern "wichtig" zu sein. Dies führte letztendlich zu einer positiveren Sicht der Trennung.
Ungewollt verlorener Kontakt wirkt sich negativ aus
Kinder, die den Kontakt zu dem Elternteil verloren, mit dem sie nicht zusammenlebten, aber sagten, dies sei das, was sie wollten, zeigten tendenziell ein hohes Maß an Anpassung. Aber diejenigen, die dies unfreiwillig taten, kamen nach der Trennung weniger zurecht. Kay-Flowers Nachforschungen ergaben, dass für Letztere die Trennung der Eltern weder eine Verbesserung noch einen signifikanten Verlust darstellte und sie sich mittelmäßig mit der neuen Situation arrangierten. Nur wenigen dieser Kinder wurde im Voraus von der Trennung berichtet, und Kontaktverlust bedeutete, dass sie ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigt sahen. Obwohl sie keinen direkten Konflikt zwischen ihren Eltern erlebten, waren sie sich oft der Abneigung eines Elternteils gegenüber dem anderen bewusst und fühlten sich "zum Schweigen gebracht", weil es zu Hause unerwünscht war, dass sie über den anderen Elternteil sprachen, was zu Loyaliätskonflikten führte.
Diese Kinder wirkten sehr isoliert, hatten wenigen Unterstützung innerhalb der Familie, keine Unterstützung außerhalb der Familie und wagten nicht, mit irgendjemandem über die Scheidung zu sprechen. Im Laufe der Zeit schufen sie eine emotionale Distanz zur Trennung, was bedeutete, dass sie es als ein Lebensereignis betrachteten, das sie hinter sich ließen.
Anhaltender Konflikt ist belastend
Kinder, die nach der Trennung weiterhin Konflikte zwischen ihren Eltern erlebten, konnten die Veränderungen weniger gut bewältigen. Als junge Erwachsene beschrieben sie bei der Befragung von Dr. Kay-Flowers, dass sie sich, insbesondere wenn sie von einem zum anderen Elternteil wechselten, sich im Konflikt zwischen beiden gefangen fühlten und sich für jüngere Geschwister verantwortlich sahen. Dies stimmt mit den Ergebnissen vieler früherer Studien überein. Eltern waren nach den Aussagen der betroffenen jungen Erwachsenen in vielen Fällen zu sehr mit ihren eigenen Problemen und Sorgen beschäftig, um noch die Bedürfnisse ihrer Kinder berücksichtigen zu können. Kinder, die nach der Trennung anhaltende Konflikte erlebten, trauten sich auch nicht, mit irgendjemandem in der Familie über die Trennung zu sprechen, aus Angst, den Konflikt zu verschlimmern.
Kinder empfanden es als besonders schwierig, wenn sich die Eltern nicht auf den Wohnort einigen und Vereinbarungen treffen konnten, sodass sie bei familiengerichtlichen Verfahren mit Sozialarbeitern sprechen mussten. Betroffene berichteten darüber, dass sie als Kinder Probleme gehabt hätten, die Änderungen nach der Trennung zu akzeptieren, und dass sie als junge Erwachsene die Trennung ihrer Eltern immer noch als einen sehr bedeutenden Verlust in ihrem Leben empfanden.
Wissen um unterstützende Faktoren, könnte Eltern helfen, Kindern die Trennung zu erleichtern
Die Faktoren zu kennen, die Kindern helfen, eine Scheidung bzw. Trennung ihrer Eltern und die Veränderungen, die sie mit sich bringen, gut zu bewältigen, könnten Eltern, die sich jetzt trennen, zugutekommen, um besser damit umzugehen, sodass Kinder die Trennung gut bewältigen können, hofft Kay-Flowers.
Negativer Effekt einer Scheidung für Kinder heute im Vergleich zu früher nicht mehr so stark
Scheidung der Eltern erhöht Risiko der Kinder für psychische Erkrankungen – doch der negative Effekt ist heutzutage etwas abgeschwächt. Zu diesem Ergebnis kommen Wiener Forscher. Dies könnte daran liegen, dass Eltern mittlerweile gelernt haben, was Kinder bei der Anpassung an die neue Situation unterstützt.
Wiener Experten werteten anhand einer systematischen Literaturrecherche für den Zeitraum von 1990 bis März 2018 die langfristigen Auswirkungen einer Scheidung von Eltern auf die psychische Gesundheit ihrer Kinder aus. Insgesamt haben die Experten 54 Studien in die Metaanalyse einbezogen, was eine Gesamtstichprobe von 506.299 Teilnehmern ergab.
Die Wissenschaftler konnten für Kinder, die eine Trennung ihrer Eltern erlebt hatten, langfristig ein erhöhtes Risiko ermitteln, eine Depression oder eine Angsterkrankung zu entwickeln, auch das Risiko für einen Selbstmordversuch und Selbstmordgedanken war für diese Kinder erhöht. Die Gefährdung für Suchterkrankungen (Alkohol, Rauchen und Drogen) war ebenso größer als für Kinder, deren Eltern zusammengeblieben waren.
Personen, die von einer Scheidung in ihrer Kindheit betroffen waren, haben ein zwar ein höheres Risiko, an verschiedenen psychischen Erkrankungen zu erkranken, aber die Auswirkungen sind von 1990 bis 2017 zurückgegangen, lautet das Fazit von Univ.-Ass. Felicitas Auersperg, MSc. und Kollegen von der Universität Wien in ihrem Beitrag im "Journal of Psychiatric Research".
Weitere Untersuchungen sollten sich auf die Entwicklung von Programmen zur Förderung der Widerstandsfähigkeit von Kindern konzentrieren, die von einer Scheidung betroffen sind, so die Erwartung der Autoren.
Quellen: <link https: www.kinderaerzte-im-netz.de http: medicalxpress.com news _blank external-link-new-window>MedicalXpress, <link https: theconversation.com heres-what-young-people-say-helped-them-get-through-their-parents-divorce-121907 _blank external-link-new-window external link in new>The Conversation, <link https: www.sciencedirect.com science article abs pii _blank external-link-new-window external link in new>Journal of Psychiatric Research, Childhood Experiences of Separation and Divorce, PolicyPress 2019 (<link https: policy.bristoluniversitypress.co.uk childhood-experiences-of-separation-and-divorce _blank external-link-new-window external link in new>1, <link https: policy.bristoluniversitypress.co.uk asset kay-flowers-appendix-six-in-colour.pdf _blank external-link-new-window external link in new>2)