Der 28. Oktober gilt weltweit als Welt-Polio-Tag. Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef war es, Polio (Kinderlähmung) bis Ende 2005 weltweit auszurotten. Doch selbst in Amerika, wo seit 1994 die Kinderlähmung als eliminiert galt, ist die Krankheit wieder aufgetreten. In einer Gemeinde des Amish-Volkes in der Nähe von Clarissa im Bundesstaat Minnesota haben sich mindestens vier Kinder mit dem Virus infiziert. Die Amish sind eine Religionsgemeinschaft, die den Fortschritt und auch das Impfen ablehnen.
In Indonesien, das 10 Jahre poliofrei war, breitet sich Kinderlähmung rasch weiter aus, so dass bald ganz Asien betroffen sein könnte. Weltweit wurden über 1.350 Poliofälle gemeldet. Am schlimmsten ist Nigeria mit 489, dann Jemen mit 472 und Indonesien mit 264 Fällen betroffen. Auch aus anderen bereits poliofreien Ländern, darunter Angola, dem Sudan, Äthiopien und Somalia wurden Neuerkrankungen durch Wiedereinschleppung von Polioviren berichtet.
Nur konsequente Impfung aller bietet Schutz
Laut Unicef ist jedes vierte Baby auf der Welt noch immer nicht ausreichend durch Impfungen geschützt. 27 Millionen Kleinkinder sind demnach nicht gegen gefährliche Infektionskrankheiten wie Masern, Diphtherie, Keuchhusten, Wundstarrkrampf oder Polio geimpft. Die erforderlichen Impf- und Aufklärungskampagnen können aber nur mit Hilfe von Spenden geleistet werden. Und nur über die weitere konsequente Impfung gegen Polio von allen Menschen, die nicht oder nur unvollständig geimpft sind, kann die Einschleppung von Polioviren und ein Wiederaufkeimen der Krankheit wirksam verhindert werden.
Eine Gefahr der Wiedereinschleppung besteht auch durch den zunehmenden internationalen Reiseverkehr. Deshalb ist die Impfvorsorge noch solange erforderlich, bis die gesamte Welt poliofrei ist. In Deutschland wird hierzu seit 1998 nicht mehr der Schluck-Impfstoff, sondern ein zu injizierender Impfstoff (IPV = inaktive Polio-Vakzine) verwendet, der gut verträglich und nebenwirkungsarm ist.