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Weltnichtrauchertag: Eltern sollten nicht rauchende Kinder loben

Suchtexperte und Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Wolf-Rüdiger Horn, gibt Eltern in einem Interview mit der Redaktion "Kinder- & Jugendärzte im Netz" Ratschläge im Umgang mit rauchenden und nicht rauchenden Teenagern...

Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai gibt der Kinder- und Jugendarzt Dr. Wolf-Rüdiger Horn, ehemaliger Suchttherapeut und jetzt Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Eltern Tipps, wie sie ihre Kinder vor den Gefahren des Rauchens schützen können.

Ab wann müssen Eltern damit rechnen, dass ihre Kinder sich für Zigaretten interessieren?
Bei Kindern ist das Interesse an Zigaretten, also Symbolen der Erwachsenenwelt zumindest in unserer Kultur, schon im Vorschulalter festzustellen. Je nach Vorhandensein im Elternhaus, in den Medien, in der bunten Werbewelt, bei Familientreffen, in der Öffentlichkeit bilden sie Haltungen und Einstellungen dazu. Natürlich können Eltern, die selber nicht rauchen, leichter klare Vorstellungen zu den gesundheitlichen Gefahren und zum Suchtcharakter des Rauchens vermitteln. Wichtig ist in jedem Fall, darüber auch zu reden.

Wie siehts mit der ersten Zigarette aus: Wie sollten Eltern darauf reagieren?
Ganz viele Kinder und Jugendliche rauchen irgendwann einmal eine Zigarette: aus Neugier, meist in der Clique, weil es "cool" und erwachsen wirkt. Meist heimlich. Und die meisten werden nicht gleich zu Suchtrauchern. Trotzdem wäre es gut für Eltern, mit ihrem Kind zu sprechen, aber ohne Vorwürfe. Erzählen Sie ihm, dass es von Selbstbewusstsein zeugt, nicht alles mitzumachen, was andere machen. Das betrifft genauso ja auch andere Konsumartikel, die Kinder unbedingt haben wollen. Vielleicht sprechen Sie auch mit ihm über Ihre eigene erste Zigarette. Und warum Sie damit aufgehört haben - weil sie nicht geschmeckt hat, weil es Ihnen zu teuer war oder Sie sie wegen Ihres Engagements im Sport nicht brauchen konnten. Oder auch, weil Ihre Eltern strikt dagegen waren.

Was hält Heranwachsende am ehesten davon ab, Raucher zu werden? Nützen Strafen, helfen Belohnungen?
Wichtig ist erst einmal, dass Jugendliche informiert sind. In unserer Gesellschaft wird das Schadens- und vor allem das Suchtpotenzial von Tabak nur von Experten als extrem hoch eingeschätzt, und zwar als durchaus mit dem der "harten Droge" Heroin vergleichbar. Tabak ist in der öffentlichen Meinung immer noch eine relativ harmlose "Alltagsdroge“. Wissen allein hält Jugendliche natürlich nicht davon ab, riskante oder auch verbotene Dinge zu tun. Dazu gehört eben vor allem eine klare, ablehnende Haltung des Rauchens durch erwachsene Vorbilder: in der Familie, in der Schule, in der Umwelt.

Und wie kann so etwas konkret aussehen?
Vor allem: bleiben Sie mit Ihren Kindern im Gespräch. Sprechen Sie mit ihnen über ihre Interessen, aber auch ihre Sorgen. Jugendliche, die sich nicht wohl fühlen, rauchen eher und mehr. Besonders, wenn es in der Schule Probleme gibt. Helfen Sie Ihren Kindern, mit Stress und unguten Gefühlen besser klar zu kommen, und sie rauchen, trinken, kiffen eindeutig weniger. - Handeln Sie mit Ihren Kindern Regeln aus, z. B. dass zu Hause auf keinen Fall geraucht wird, dass ein Teil des Taschengeldes für wichtige Dinge zurückgelegt wird. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Freundinnen und Freunde, seine Freizeitaktivitäten, die Schule. Aber auch darüber, dass Sie sich Sorgen machen und dass Sie einen regelmäßigen Konsum von Tabak, aber auch von Alkohol und Cannabis bis zur Volljährigkeit nicht billigen. Die meisten Jugendlichen rauchen, trinken, kiffen nicht. Betrachten Sie das nicht einfach als selbstverständlich. Loben und bestärken Sie Ihr Kind darin! Ich kenne Eltern, die ihren Jugendlichen sogar den Führerschein finanzieren, wenn sie bis 18 rauchfrei bleiben!

Weitere Informationen finden Sie unter: www.justbesmokefree.de