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Welttag des Stotterns: Vorurteile abbauen

Die Initiatoren des heutigen Welttags des Stotterns möchten Vorurteile in der Bevölkerung abbauen und fordern mehr Verständnis für Betroffene. Stottern ist eine körperlich bedingte Sprachbehinderung und keineswegs ein Zeichen mangelnder Intelligenz...

Die Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe weist zum heutigen Welttag des Stotterns auf die Benachteiligungen für sprechbehinderte Kinder und Jugendliche hin. Unter den 800.000 Betroffenen in Deutschland litten besonders Schüler unter dem Stottern, da sie in der Klasse verspottet würden und für ihre mündlichen Leistungen häufig schlechte Noten erhielten. Das kritisiert die Vorsitzende Susann Albrecht. Beim Stottern handele es sich um eine körperlich bedingte Sprechbehinderung. "Das Vorurteil, Stottern sei eine psychische Störung oder Zeichen mangelnder Intelligenz, kann Betroffene in allen Lebensbereichen dramatisch belasten", betont Albrecht.

Etwa 1% der Bevölkerung ist dauerhaft betroffen
5% aller Kinder zwischen dem 2. und dem 6. Lebensjahr stottern der Dürener Sprachtherapeutin Oranna Christmann zufolge. Über die Pubertät hinaus bleibe das Problem aber nur noch bei einem 1% bestehen. Nicht immer müsse das Stottern behandelt werden: "Fühlen sich ein Kind und seine Eltern mit der Störung völlig unbelastet, bedarf es oftmals gar keiner therapeutischen Hilfe. Wenn das Kind sich beim Stottern aber anstrengt und anspannt, ist eine Therapie unbedingt nötig", sagt Christmann.

Therapie meist sinnvoll - stärkt das Selbstbewusstsein
Stottern kann durch eine Therapie meistens abgemildert werden. Zwar sei es umstritten, ob die Sprachstörungen geheilt werden könnten, so der Deutsche Bundesverband für Logopädie
in Frechen/Nordrhein-Westfalen. Rede- und Entspannungstechniken könnten jedoch die Symptome lindern. Auch werde die Überwindung von Angst und Scham trainiert und so das Selbstbewusstsein gestärkt, was sich ebenfalls positiv auf den Sprachfluss auswirke, teilt die Organisation mit.

Nicht jede Redeflussstörung müsse jedoch Anlass zur Sorge geben, heißt es weiter. Bei rund zwei Dritteln aller Kinder treten im Alter von zwei bis fünf Jahren so genannte funktionelle Unflüssigkeiten auf. Diese Pausen beim Sprechen brauche das Kind, um Zeit für die weitere "Sprechplanung" zu finden. Die harmlose Erscheinung verliere sich nach einigen Monaten von selbst wieder. Sei dies nicht der Fall, sollten Eltern einen Kinder- und Jugendarzt um Rat fragen.

Hotline für Stotterer und Angehörige
Der Bundesverband bietet nach eigenen Angaben am Dienstag, den 22.10. 2002 von 18.30 bis 21.30 Uhr ein Beratungstelefon an. Unter den Telefonnummern 02234/96 27 70 und 02234/96 27 68 können Stotterer und ihre Angehörigen Informationen zu der Sprachstörung erhalten.

Lesen Sie hierzu bitte auch das Experten-Interview mit Herrn Prof. Dr. med. Helge Johannsen aus Ulm.