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Wie mache ich mein Kind winterfest?

Die Düsseldorfer Kinder- und Jugendärztin Dr. Sylvia Schuster gibt Tipps, wie Eltern ihr Kind vor Kälte schützen, aber mit dem „Einpacken“ nicht übertreiben. Auch im Kinderzimmer sollten Eltern für die richtige Schlaftemperatur sorgen und nicht überheizen...

Einpacken oder abhärten? Für die meisten Eltern stellt sich diese Frage nicht. Sie sind davon überzeugt, dass Abhärten gesund ist, aber nicht für das eigene Kind. Das soll es schön warm haben. Also heizen sie das Kinderzimmer auf mediterrane Temperaturen und packen ihr Kind zum Spaziergang in Mütze, Handschuhe, Schals, warmen Wollpullover und Anorak ein, bis es einer kleinen Kugel ähnelt. Nötig ist dies nicht. Warum erklärt Frau Dr. Sylvia Schuster, Kinder- und Jugendärztin aus Düsseldorf.

Die richtige Temperatur im Kinderzimmer

Temperaturen von 20 bis 22 °C im Kinderzimmer reichen aus, damit das Kind tagsüber nicht friert. Nachts sollte das Kind bei geöffnetem Fenster und Temperaturen von 14 bis 16 °C schlafen. Die frische feuchte Nachtluft ist besonders wichtig, wenn das Kind bereits einen Infekt hat, sie lässt die Schleimhäute abschwellen. Das Kind bekommt besser Luft und kann ruhig durchschlafen. Eltern fürchten häufig, Kinder könnten sich durch zu kühle nächtliche Raumtemperatur erkälten. Kinder werden jedoch in der Regel wach, wenn sie frieren und signalisieren das - auch als Säugling - durch Unruhe und Weinen. Krank werden sie durch kurzzeitiges Frieren nicht. Denn Erkältungen werden in erster Linie durch Viren übertragen. Dass sie häufiger im Winter als im Sommer auftreten, hängt damit zusammen, dass sich die Menschen im Winter öfter in geschlossenen Räumen aufhalten und die Viren dadurch kurze Wege haben. Wenn Schlafen bei geöffnetem Fenster wegen Lärms oder wegen extrem niedriger Außentemperatur nicht möglich ist, sollten Eltern vor dem Zubettgehen die Heizung ausstellen und noch einmal lange durchlüften.

Kinder nicht zu warm einpacken

Bei der Kleidung gelten dieselben Regeln wie beim Heizen: zu warm ist eher schädlich. Viele Kinder mögen es auch einfach nicht, bis zur Unbeweglichkeit vermummt zu werden. Sie wehren sich und entledigen sich aller wärmenden Kleidung, sobald sie außerhalb elterlicher Blicke sind. Daher: schon beim Einkauf darauf achten, dass sich das Kind in den Kleidungsstücken bewegen kann und wohl fühlt. Zum Glück gibt es heute eine Vielzahl leichter und gleichzeitig wärmender Fasern. Es muss also nicht mehr der schwere, kratzige Wollpulli sein, vor dem es Generationen von Kindern grauste. Besser eignen sich Ski-Unterwäsche und ein bequemes Sweatshirt darüber.

Gesicht richtig eincremen

Der wichtigste Schutz vor Kälte ist jedoch die eigene Haut. Bei Kindern ist sie besonders empfindlich. Kälte vermindert die Durchblutung und reduziert die Produktion von Fett. Durch den fehlenden Fettfilm verdunstet die Feuchtigkeit schneller von der Hautoberfläche. Zusätzlich vermindert die trockene Heizungsluft die Hautfeuchtigkeit. Eltern sollten daher vor dem Gang nach draußen Gesicht und Lippen ihrer Kinder mit reichhaltiger Fettcreme schützen, besonders bei "Fahrtwind" durch Fahrrad, Roller, Schlittschuhe oder Inliner. Gut sind Cremes mit Panthenol, Paraffin, Wollwachs oder natürlichen Ölen. Nachteil: sie lassen sich schlecht verreiben. Was hilft: vor dem Auftragen auf die Kinderhaut die Crème in den eigenen Händen verreiben. Das Auftragen selbst gelingt am besten, wenn man sich dabei hinter das Kind stellt. Auf keinen Fall dürfen Feuchtigkeitscremes auf die empfindliche Kinderhaut aufgetragen werden: mit ihrem hohen Wasseranteil können sie auf der Haut gefrieren und nachhaltig Schaden verursachen.

Und ein letztes Wort zum Abhärten: kaum ein Kind wird sich erfreut von Wechselduschen zeigen. Aber fast alle Kinder lieben den Aufenthalt in der frischen Winterluft, wenn sie dabei nicht frieren müssen und wenn die Eltern mehr bieten als einen langweiligen Sonntagsspaziergang.