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Wie trauern Kinder?

Kinder reagieren oft anders auf den Verlust eines nahe stehenden Angehörigen als Erwachsene, sodass es scheint, als seien sie davon gar nicht betroffen. Erst ältere Kinder begreifen, dass Tod etwas Endgültiges ist, das nicht rückgängig gemacht werden kann. Je nach Altersstufe und Persönlichkeit geht jedes Kind anders mit Trauer um …

Erwachsene wissen, dass Sterben jedes Lebewesen triff, unvermeidlich ist und das Ende des körperlichen Daseins darstellt. Aber für Kinder kommt dieses Verständnis erst allmählich, wenn sie älter werden.

Kinder unter fünf Jahren haben so gut wie keine abstrakte Vorstellung von Zeit und Distanz, sodass sie „endgültig“ und „für immer“ nicht richtig begreifen können. Tod bedeutet für sie eine Art Schlaf oder Reise, d.h., man kann zwischen den Zuständen wechseln. Babys und Kleinkinder bekommen nur über ihre Umwelt indirekt mit, wenn ein Mensch aus ihrer Umgebung stirbt. Zum Beispiel wird eine trauernde Mutter, ohne es zu wissen, auch ihrem Baby ihrer Gefühle vermitteln, das dann vielleicht mit ständigem Weinen reagiert.

Kinder von fünf bis acht Jahren verbinden mit dem Tod eine erschreckende Gestalt, von der jemand, der Glück hat, vielleicht nicht erwischt wird. Tod wird vor allem in Zusammenhang mit Gewalt und Aggressionen gesehen. Kinder in diesem Alter verstehen bereits, dass Sterben endgültig ist. Kinder im Grundschulalter empfinden beim Verlust eines Verwandten vielleicht ebenso wie Erwachsene und sind geschockt, verwirrt, ärgerlich oder fühlen sich sogar schuldig. Doch sind sie noch nicht so in der Lage, ihre Gefühle zu zeigen, sodass Eltern und andere vielleicht glauben, dass sie der Tod nicht berührt. Nur Änderungen in ihrem Verhalten sind oft Hinweise darauf, dass sie Unterstützung und Anteilnahme für ihren Schmerz brauchen. Häufig verschließen sich Kinder dieser Altersgruppe, fangen zum Bettnässen an, haben Konzentrationsprobleme, klammern sich stark an die Eltern, lügen plötzlich häufiger und sind aggressiv.

Mit etwa neun Jahren ist Tod für Kinder wie für Erwachsene als Ende der biologischen körperlichen Existenz begreifbar. Ab diesem Alter wissen Kinder, dass Menschen nicht vom Tod in das Leben wechseln können und der Tod etwas Unvermeidliches ist, dem weltweit niemand entgehen kann.

Teenager trauern ähnlich wie Erwachsene. Doch können ihre negativen Gefühlen in einigen Fällen in Gewalt und Aggression umschlagen. Stimmungsschwankungen und phasenweise depressive Verstimmungen sind auch häufige Verhaltensweisen von „normalen“ Teenagern. Angespannte Stimmung und Streitigkeiten nehmen u.U. als Reaktion auf den Verlust eines Menschens zu. Ähnlich wie Erwachsene können Heranwachsende als Folge der Trauer unter Kopfschmerzen, Schlaf- und Essproblemen leiden.

Verleugnen oder Schuldigen suchenKinder können versuchen den Tod eines geliebten Menschen einfach zu verleugnen („Ich glaube es nicht. Das ist nur ein Traum, mein Vater kommt zurück!“). Manche Kinder geben sich die Schuld, insbesondere wenn ein Elternteil schwer erkrankt ist: „Meine Mutter wurde krank, weil ich böse war. Ich habe sie umgebracht!“ Auch andere können dafür verantwortlich gemacht werden: „Der Arzt hat meinen Vater nicht richtig behandelt, deshalb musste er sterben.“ Zunehmende Angst, u.a. um die eigene Existenz, ist ebenso häufig: „Wer wird sich um mich kümmern?“

Quelle: BBC Health