Nach einer neuen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollten Kinder zwischen dem 11. Lebensmonat und dem vollendeten 2. Lebensjahr sowie bislang ungeimpfte Kinder, die noch keine Windpocken-Erkrankung durchgemacht haben, zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr eine Impfung gegen Windpocken erhalten. Zudem müssten mehr Kinder als bislang gegen Masern geimpft werden. Das teilte das zuständige Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin mit. Die Windpocken-Impfung soll die hohen Erkrankungszahlen von geschätzten 750.000 pro Jahr durch das Varicella-Zoster-Virus in Deutschland senken sowie die Zahl der Komplikationen und der Krankenhauseinweisungen wegen dieser Virus-Infektion verringern.
Bisher wurde diese Impfung nur speziellen Gruppen geraten, beispielsweise Jugendlichen, die noch keine Windpocken hatten. Die Empfehlungen sind aber in der Vergangenheit zu selten umgesetzt worden. Die Schwere vermeintlich harmloser "Kinderkrankheiten" kann mit zunehmendem Alter steigen. Zudem treten vermehrt Komplikationen bei gesunden Kindern auf. Zu den Komplikationen gehören neben eitrigen Infektionen aufgekratzter Windpocken-Bläschen Entzündungen des Gehirns und Lungenentzündungen. Das Virus bleibt zudem lebenslang in bestimmten Zellen des Nervensystems und kann im Alter oder bei immunschwachen Menschen zu einer Gürtelrose führen.
In den USA ist die Windpocken-Impfung den Angaben zufolge seit Mitte der 90er Jahre Standardimpfung. Laut RKI-Informationsblatt (Epidemiologisches Bulletin) soll sie in der Regel im Alter von 11 bis 14 Monaten erfolgen, entweder gleichzeitig mit der ersten Masern-Mumps-Röteln-Impfung oder frühestens vier Wochen später. Die STIKO hält auch weiter an der Empfehlung fest, dass Jugendliche ohne bisherige Windpocken-Erkrankung geimpft werden sollten.
Auch Impfung gegen Keuchhusten bei Kinderwunsch
Frauen mit Kinderwunsch sollten sich nach den neuen Empfehlungen gegen Keuchhusten impfen lassen. Zudem wird diese Impfung allen anderen engen Kontaktpersonen, speziell Geschwistern, vor der Geburt des Kindes geraten. Das RKI erinnert daran, dass nur durch hohe Impfraten in der Bevölkerung einzelne Krankheitserreger weltweit ausgerottet werden können. Um dieses Ziel in Deutschland auch bei den Masern zu erreichen, muss jedoch die für den 15. bis 23. Lebensmonat empfohlene zweite Schutzimpfung wesentlich häufiger als bislang gegeben werden.