Kinder- & Jugendärzte im Netz

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Wir lassen uns nicht in populistische Schaukämpfe über unsere Praxiszeiten ziehen!

Johann-Magnus von Stackelberg vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen fordert, dass Arztpraxen abends länger und auch an Mittwochnachmittagen und Samstagen geöffnet haben sollten. Damit sollen die überlaufenen Notdienste entlastet werden.

Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), nimmt dazu Stellung:

"Wir Kinder- und Jugendärzte lehnen den Stackelberg-Vorschlag mit aller Entschiedenheit ab. Öffnungszeiten wie im Einzelhandel sind in unseren Praxen weder möglich noch erforderlich. Wir arbeiten heute schon am Limit und oft darüber hinaus. Im Schnitt 52 Wochenstunden, denn zu der Arbeit am Patienten kommen das Schreiben von Gutachten, Fallkonferenzen mit anderen Fachärzten über Patientenfälle, Dokumentation u.v.m.. Unsere große Arbeitsbelastung hat zum einen mit der fehlerhaften Bedarfsplanung zu tun. Es gibt vielerorts zu wenige Sitze, und es werden zu wenig Mediziner ausgebildet. Zum anderen fehlt eine dringend erforderliche Patientensteuerung: Viele Eltern kommen wegen Bagatellen wie leichtem Fieber, Mückenstichen etc. in die Praxen und sorgen dort für Überfüllung. Aus genau diesem Grund sind auch die Notfallpraxen überlaufen. Die Kassen sollten diesem Fehlverhalten der Patienten entgegenwirken, etwa durch bessere Aufklärung. Das wäre sinnvoller als populistische Sprücheklopferei. Wir Kinder- und Jugendärzte sind nicht bereit, uns in einen Schaukampf über die Öffnungszeiten von Arztpraxen ziehen zu lassen, und wir bedauern die von Sachkenntnissen freien Stackelbergschen Einlassungen und den herablassenden Ton, in dem Herr Stackelberg über uns spricht; ebenso sind wir empört über die herabwürdigenden Einlassungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden und "Gesundheitsexperten" Karl Lauterbach, der der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte: "Der ein oder andere Arzt wird ab Mittwochnachmittag auf dem Golfplatz gesehen". Wir lassen uns keine "Lieblingsöffnungszeiten" vorwerfen. Wir, aber auch die gut informierten und mitdenkenden Eltern wissen, was wir leisten. Manche von uns spielen tatsächlich Mittwochnachmittags Golf oder Fußball. Dies als Argument für die Forderung nach längeren Öffnungszeiten zu verwenden, ist einfach nur armselig.

Was der medizinischen Versorgung unserer Patienten wirklich helfen würde:

  • Die Aufhebung der Budgetierung von Grundleistungen und damit die Gestaltung einer Versorgung, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert. Die Arbeit, die wir leisten, die Kosten, die uns durch die Versorgung unserer Patienten entstehen, müssen honoriert werden. Mehrarbeit darf nicht gratis sein. Nur so wird es gelingen, auch Nachwuchs für unsere Praxen zu gewinnen.
  • Zusätzliche Sitze mit zusätzlichem Geld durch die Kassen, wo dies nötig ist.
  • Ausbau der Studienplatzkapazitäten um mindestens zwanzig Prozent.
  • Mehr und finanziell geförderte ambulante Weiterbildung für angehende Kinder- und Jugendärzte, um praxisrelevante Medizin und unseren Beruf besser kennenzulernen.
  • Patientensteuerung durch mehr Elternschulungen, mehr Aufklärung durch die Krankenkassen."

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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.