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WM in Südafrika: Wo genau grassieren die Masern?

In Südafrika grassieren die Masern: Seit 2009 bis Mai 2010 wurden dem National Institute for Communicable Diseases (NICD) über 15.000 Masernfälle gemeldet. Damit Fußballanhänger wissen, wo in Südafrika die Ansteckungsgefahr am größten ist, hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auf der Basis der Daten des NICD eine Karte mit den Risikogebieten erstellt ...

Südafrika befindet sich inmitten einer Masernepidemie. Das National Institute for Communicable Diseases (NICD) hat seit 2009 bis Ende März 2010 fast 10.000 Masernfälle dort registriert. Damit Fußballanhänger wissen, wo in Südafrika die Masern grassieren, hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auf der Basis der Daten des NICD eine Karte mit den Risikogebieten erstellt. „Masern gelten zu Unrecht als Kinderkrankheit, Erwachsene können ebenso betroffen sein. Besucher der Weltmeisterschaft, die keinen Impfschutz haben und nicht sicher sind, ob sie die Krankheit in der Kindheit durchgemacht haben, sollten deshalb rechtzeitig vor Abreise die Impfung nachholen“, empfiehlt Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin sowie Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin. Masern können gefährliche Folgen nach sich ziehen. So sind bei etwa jeder vierten Masern-Erkrankung Hirnhaut-, Mittelohr- oder Lungenentzündungen die Folge, die bleibende Schäden hinterlassen können. Die Impfung gegen Masern wird in Südafrika dringend empfohlen. Das ist das auch das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Birmingham, Alabama, die in der Juniausgabe des American Journal of Tropical Medicine and Hygiene veröffentlicht wurde und das Gesundheitsrisiko von Touristen in Südafrika untersuchte. „Es sind weniger exotische Krankheiten, vor denen sich Fans fürchten sollten, sondern Krankheiten wie Masern, Durchfall und Gelbsucht, die Zuschauern in Südafrika gefährlich werden können“, warnt Dr. Lindlbauer-Eisenach. Schätzungsweise 350.000 Besucher aus der ganzen Welt erwartet die FIFA (Federation of Association Football).

Impfungen auch noch kurzfristig möglichIn Deutschland sollten Kinder die erste Impfung gegen Masern zwischen dem vollendeten 11. und dem 14. Lebensmonat, die zweite Impfung – die oft versäumt wird - im zweiten Lebensjahr erhalten. Meist kommt dabei ein Kombinationsimpfstoff zum Einsatz, der zugleich vor Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen) (MMRV) schützt. Für ungeimpfte Kurzentschlossene ist eine einmalige Impfung gegen Masern – vorzugsweise ein Kombinationsimpfstoff – noch sinnvoll. Kommen diese Touristen dann mit Masernerkrankten in Kontakt, sollten sie noch eine zweite Impfung erhalten. Auch Ungeimpften kann eine so genannte postexpositionelle Impfung möglicherweise noch vor einer Erkrankung bewahren. Die Impfung sollte innerhalb von 3 Tagen nach Kontakt zu Masernkranken erfolgen. „Auf Nummer sicher geht, wer eine vollständige Grundimmunisierung mit zwei Impfungen vor der Einreise erhält. Zwischen den beiden Impfungen ist allerdings ein Mindestabstand von 4 Wochen einzuhalten“, rät Dr. Lindlbauer-Eisenach.

Experten gehen davon aus, dass die meisten nach 1958 Geborene weder eine Erkrankung durchgemacht haben noch keine Impfung erhalten haben. Kinder und Erwachsene bis zu einem Alter von etwa 36 Jahren müssten, wenn sie nach dem geltenden Impfkalender geimpft wurden, einen ausreichenden Impfschutz haben. Bei nicht erfolgter oder nicht dokumentierter Grundimmunisierung sollte auch diese Altersgruppe für einen entsprechenden Impfschutz sorgen.

Eine Impfung gegen Hepatitis A, die so genannte Reisegelbsucht, ist ebenso noch kurzfristig möglich. Selbst wenn man sich erst unmittelbar vor Abflug in die Ferien impfen lässt, ist man am Urlaubsort ausreichend geschützt. Neben Hepatitis und Masern sollten Südafrika-Reisende wie vor jeder Fernreise ebenso ihren Tetanus-, Diphtherie- und Polio-Impfstatus kontrollieren.