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Zahnpflege: Kinder brauchen Vorbilder

Eltern kennen die täglichen Rituale im Bad, wenn der Nachwuchs dazu bewegt werden soll, die Zähne zu schrubben. Eine Garantie dafür, dass die Zahnbürste tatsächlich im Mund landet, gibt es nicht - und auch die Zahnpasta landet nach wenigen Sekunden entweder im Waschbecken oder im Magen der Junioren. Sollte überraschenderweise doch beides gelingen, heißt das noch lange nicht, dass die groben Putzbewegungen über die Schneidezähne hinausreichen. Kurz gesagt: Zähneputzen mit Kindern bleibt eine pädagogische Herausforderung. Der Einsatz aber lohnt sich....

„Die Zahngesundheit von Kindern aller Altersgruppen hat sich in den letzten sieben Jahren entscheidend verbessert“, sagt Benita Storch von der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) in Berlin. Heute haben 60% der Sechs- bis Siebenjährigen intakte Zähne. Bei den Neunjährigen sind es 47%, bei den Zwölfjährigen - nach dem Zahnwechsel – 59%, heißt es in einer Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. (DAJ) in Bonn. Einer der Gründe für diese positive Entwicklung ist die verbesserte Zahnpflege und Aufklärung.

„Es ist sehr wichtig, dass Zähneputzen bei den Kleinkindern zur Gewohnheit wird, so wie Händewaschen oder Kämmen“, sagt Christiane Goepel, Geschäftsführerin der DAJ. Wer meine, bei den Milchzähnen komme es noch nicht darauf an, begehe einen großen Fehler. „Zum einen wird es dann schwer werden, regelmäßige Mundhygiene noch zu einer automatischen Gewohnheit werden zu lassen.“ Zum anderen habe das Milchgebiss eine große Bedeutung für die Formung des Kiefers.

„Jeder einzelne Milchzahn hat eine Platzhalterfunktion“, erklärt Christiane Goepel von der DAJ. „Wenn kariöse Milchzähne gezogen werden müssen, verschiebt sich das Gebiss und damit auch die nachkommenden Dauerzähne.“ Zudem bringen kariöse Milchzähne Keime in die Mundhöhle, die beim Zahnwechsel natürlich auch die neuen Zähne angreifen.

„Der erhobene Zeigefinger oder die Androhung einer Strafe ist jedoch nicht der richtige Weg“, warnt Tina Heins von der Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege im Land Bremen (LAJB). Nachhaltigen Erfolg könne man nur mit Aufklärung und Motivation erzielen. Auch die Kinder müssten den Sinn der Zahnpflege verstehen. Die Grunderklärung lautet: Wer Süßes isst und sich nicht die Zähne putzt, bekommt irgendwann ein Loch im Zahn - und das geht nicht mehr weg und tut weh. „Wirklich verstehen, was Karies ist, können die Kinder erst ab fünf bis sechs Jahren“, so die Sprecherin der LAJB. Die Jüngeren kapieren es nicht so genau, aber sie orientieren sich sehr stark an den Älteren.

Zähneputzen "schmackhaft" machen

„Wichtig ist, bildlich zu erklären“, weiß Tina Heins aus ihrer Berufserfahrung als Beraterin in den Kindergärten der Hansestadt. „Wir benutzen zum Beispiel große Zahnmodelle.“ Eltern sollten also auf entsprechend bebilderte Bücher zurück greifen oder vielleicht auch mal selbst den Zeichenstift in die Hand nehmen. Doch gerade bei
den unter Sechsjährigen ist die Motivation fast wichtiger als das Verständnis. Eine witzige Zahnbürste und eine farbige Kinderzahncreme sollten schon einmal zur Grundsausrüstung gehören. Das Putzen müsse ein Ereignis werden, erklärt Tina Heins: „Da kann man eine Geschichte erzählen oder gemeinsam Reime schmieden.“ Als besonderen Trick empfiehlt die Beraterin der LAJB Handpuppen. „Wir machen das in unserer Vorführungen auch, denn von Puppen nehmen Kinder leichter auch mal eine Anweisung an als von einem Erwachsenen.“

Gemeinsam die Zahnbürste schwingen

Natürlich sind die Eltern auch beim Zähneputzen die großen Vorbilder der Kleinen. Mediziner und Kinderbetreuer empfehlen deswegen, gemeinsam mit dem Nachwuchs die Zahnbürste zu schwingen. „Oft hören wir von den Kindern etwa den Satz: Aber mein Papa putzt auch nicht!“, erzählt Tina Heins. „Dabei stimmt das gar nicht, sondern die Kinder erleben ihren Vater nur nicht beim Zähneputzen, weil der schon vor ihnen das Haus verlässt.“ Die Beraterin empfiehlt deswegen, am Samstag ruhig einen Familienputztag einzulegen.

Generell müssten Kinder bis zum 6. Lebensjahr beim Putzen begleitet werden - und das nicht nur um die Zahnpflege zur Gewohnheit werden zu lassen, sondern auch um noch einmal nachzubürsten. „Die Feinmotorik der unter Sechsjährigen ist noch nicht gut genug, als dass sie die Plaque vollständig entfernen könnten und jeden Zahn
Erreichen“, erklärt Tina Heins.

Zahnpasta mit Fluorid

Die Zahnpasta spielt bei den Erfolgen, die man bei der Mundhygiene bei Kindern verbuchen konnte, eine besondere Rolle. „Inzwischen hat sich eigentlich flächendeckend die fluoridierte Zahnpasta durchgesetzt“, erklärt Christiane Goepel. Der Richtwert, der für Kinder als unbedenklich gilt, liegt bei 0,5 ppm (parts per million) Fluoridanteil in der Creme. Vom sechsten Lebensjahr an können die Kinder langsam auf Erwachsenen-Zahncremes umsteigen, die eine höhere Fluoridkonzentration haben.

Die Fluoridierung ist deswegen wichtig, weil sie den Zahnschmelz härter werden lässt. Kariesbakterien können die Oberflächen schwerer angreifen. Deswegen empfehlen Kinderärzte und Krankenkassen, bereits ab dem 1. Lebensjahr Fluorid in Tablettenform zu verabreichen, bevor man mit drei Jahren aufs Putzen mit Cremes umsteigt. „Eine bedeutende Rolle in der Fluoridversorgung spielt auch die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz“, weiß Goepel. „Das wurde lange Zeit sehr vernachlässigt, hat aber erwiesener Maßen positive Auswirkungen auf die Zahngesundheit.“

Trotzdem kann der Salzstreuer nicht die Zahnbürste ablösen. Eltern sollten es den Experten zufolge sportlich sehen - schließlich lassen sich im Kampf gegen „Karius und Baktus“ wahre Entertainerqualitäten unter Beweis stellen. Mehr Spaß als den Sprössling später zum Zahnarzt zu bringen, macht das allemal!

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