Eine Masernepidemie mit mehr als 4.000 Infektionen hat in Rumänien bisher 10 Todesopfer gefordert. Nach Angaben der Behörden waren darunter auch Kleinkinder unter einem Jahr. Besonders betroffen ist die Küstenstadt Konstanza (Constanta) am Schwarzen Meer, wo über 1.000 Erkrankungen registriert wurden. Ursache für diesen massiven Ausbruch sind fehlende Schutzimpfungen – auch bedingt durch einen Impfstoffmangel, der in diesem Jahr in Rumänien herrschte. Unterdessen hat das rumänische Gesundheitsministerium ein umfassendes Impfprogramm beschlossen. Das nationale Zentrum für Infektionskrankheiten wurde aufgrund der Versäumnisse bei der Masernimpfung aufgelöst. Impfungen gegen Masern sind in Rumänien für alle Kinder zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr verpflichtend – das Gesundheitsministerium will nun bereits Kinder ab dem siebten Lebensmonat gegen Masern impfen.
Masern werden noch immer unterschätzt
„Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit – sie sind oft von schweren Komplikationen begleitet, und es gibt auch tödlicher Verläufe. Leider unterschätzen auch hierzulande viele Eltern diese Erkrankung“, warnt Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ). "Masern sind hochansteckend. Weihnachtsurlauber, die in die betroffenen Regionen ans Schwarze Meer reisen, sollten unbedingt geimpft sein", empfiehlt Hartmann. Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Typisch für Masern ist der Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Hinzu kommen häufig tränende, lichtempfindliche Augen. Wenn die Krankheit ohne Komplikationen verläuft, verschwinden die Beschwerden nach etwa zwei Wochen wieder. Doch nicht selten kommt es zu Komplikationen wie Mittelohrentzündungen und in schlimmeren Fällen zu der gefürchteten Masern-Enzephalitis, die auch tödlich enden kann. "Die Krankheit verläuft bei Erwachsenen oftmals schwerer als bei Kindern", erläutert Hartmann.
Auch Deutschland mit schlechten Impfzahlen
Laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin bekommen nur etwa 85% aller Kinder in Deutschland die erste Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR), die zweite Impfung, die bis zum 23. Lebensmonat gegeben werden soll, erhalten nur etwa 50% der Kinder in den alten Bundesländern – die Quoten in den neuen Bundesländern sind höher. Das RKI hat 2005 einen massiven Anstieg von Masernerkrankungen in Deutschland registriert. Vor allem in Hessen und in Bayern gab es größere Ausbrüche. Im hessischen Landkreis Wetterau starb ein 14-jähriges Mädchen zu Beginn dieses Jahres an den Folgen einer Maserninfektion. "Um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen - die Ausrottung der Masern in Deutschland bis 2010 - wären Durchimpfungsrate von über 90% für beide Impfungen nötig. Viele Eltern vergessen die notwendige zweite Impfung gegen Masern bei ihren Kindern - leider genauso wie ihre eigenen Auffrischimpfungen", kritisiert Hartmann.