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Zeit vor dem Bildschirm nicht für Erziehungsmaßnahmen einsetzen

Kanadische Forscher fanden heraus, dass Kinder, deren Eltern die Bildschirmzeit als Belohnung oder als Strafe einsetzen, mehr Zeit vor einem Bildschirm verbringen als Kinder, deren Eltern dies nicht tun.

Laut einer aktuellen Studie der University of Guelph, Kanada, ist es möglicherweise nicht die beste Idee, dass ein Kind als Belohnung für gutes Benehmen mehr Zeit mit dem Tablet eingeräumt bekommt. Denn kanadische Experten fanden heraus, dass Kinder, deren Eltern die Bildschirmzeit als Belohnung oder als Strafe nutzten, mehr Zeit auf mit Smartphones, Tablets, Computern oder vor dem Fernseher verbringen als Kinder, deren Eltern andere Erziehungsmaßnahmen verwenden.

"Es ist vergleichbar damit, dass wir Süßes nicht als Belohnung verwenden sollten, weil wir dadurch deren Anziehungskraft weiter erhöhen", erklärte Professorin Jess Haines, die an der Studie mit Lisa Tang arbeitete. "Wenn man Essen als Belohnung gibt, mögen Kinder immer weniger Gemüse essen und stattdessen mehr Kuchen. Gleiches gilt für die Bildschirmzeit."

Die in der Fachzeitschrift „BMC Obesity“ veröffentlichte Studie untersuchte die Auswirkungen von Erziehungspraktiken darauf, wie lange kleine Kinder vor Bildschirmen verbringen. An der Studie nahmen 62 Kinder im Alter zwischen 18 Monaten und fünf Jahren sowie 68 Elternteile teil.

"Wir wollten die Auswirkungen von Erziehungspraktiken auf die Zeit, die Kleinkinder und Vorschulkinder vor einem Bildschirm verbringen, untersuchen, denn in diesem Alter etablieren sich Gewohnheiten und Routinen, die meist das ganze Leben hindurch bestehen bleiben", sagte Tang. "Das Spielen mit mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones hat in den letzten Jahren in dieser Altersgruppe zugenommen."

Derzeit erfüllen nur 15% der kanadischen Kinder im Vorschulalter die kanadischen Empfehlungen, wonach Kinder pro Tag weniger als eine Stunde vor einem Bildschirm sitzen sollten. Kinder unter zwei Jahren sollten überhaupt keine Zeit vor einem Bildschirm verbringen, fügte sie hinzu.

Im Rahmen der Studie wurden Eltern z.B. befragt, wie sie die Bildschirmzeit ihrer Kinder überwachten; wann sie Kindern Zeit vor einem Bildschirm erlaubten, und ob die Eltern selbst Zeit vor einem Bildschirm sitzen würden, wenn sie sich in der Nähe ihrer Kinder befänden.

Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder an Wochentagen im Durchschnitt fast eineinhalb Stunden vor einem Bildschirm und an Wochenenden etwas mehr als zwei Stunden pro Tag verbringen. Eltern nutzen während der Woche durchschnittlich zwei Stunden täglich ein Gerät mit einem Bildschirm und an Wochenenden etwas mehr als zweieinhalb Stunden pro Tag.

Die Bildschirmzeit von Kindern wurde durch einige Faktoren beeinflusst, unter anderem, ob Eltern Bildschirmzeit als Belohnung verwendeten. Die Studie ergab, dass die meisten Eltern angaben, die Bildschirmzeit als Mittel zur Kontrolle des Verhaltens zu nutzen, insbesondere an Wochenenden. Dies führte dazu, dass Kinder am Wochenende durchschnittlich 20 Minuten mehr vor einem Bildschirm verbrachten.

"Wir glauben, dass die Bildschirmzeit am Wochenende höher ist, da Kinder zu Hause sind und normalerweise mehr Interaktion mit ihren Eltern haben", so Haines.

Wenn Eltern in der Nähe ihrer Kinder Medien nutzten, hatten i.d.R. auch die Kinder mehr Zeit dafür zur Verfügung. Dies war ausgeprägter, wenn die Mutter die Zeit vor einem Bildschirm verbrachte.

"Es ist möglich, dass Vater oder Mutter dem Kind die Nutzung der Medien erlaubt, solange er/sie selbst auch damit beschäftigt ist", sagte Haines. "Für Eltern jüngerer Kinder ist dies nicht so üblich, da diese Eltern sich mit den Medien befassen, während die Kinder schlafen oder im Bett sind. Aber wenn Kinder älter werden, machen sie keinen Mittagsschlaf mehr und gehen später ins Bett, deshalb wird es schwieriger, die Zeit vor einem Bildschirm ohne die Gegenwart eines Kindes zu verbringen."

Keine Handys und Smartphones sowie kein laufender Fernseher während des Essens

Schließlich fand die Studie heraus, dass Kinder, die während der Mahlzeiten Medien nutzen durften, auch insgesamt mehr Zeit vor einem Bildschirm saßen.
"Wir glauben nicht, dass Bildschirme ein Teil der Mahlzeiten sein sollten, denn dies ist eine großartige Zeit für die Familie, um miteinander in Kontakt zu treten", kommentierte Haines. "Und Eltern sollten daran denken, dass, wenn sie ihren Kindern während des Essens keine Medien erlauben, sie selbst auch konsequent sein sollten und diese Einschränkung ebenso befolgen sollten."
Es ist wichtig, die Faktoren zu verstehen, die die Zunahme der Bildschirmzeit von Kindern beeinflussen, da diese sitzende Tätigkeit mit einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit sowie schlechteren akademischen und sozialen Fähigkeiten im späteren Leben einhergeht, betonte Tang.

"Der Umgang mit den Medien ersetzt andere Interaktionen, die Kindern dabei helfen, soziale und akademische Fähigkeiten zu entwickeln. Wir hoffen, dass diese Erkenntnisse helfen, Eltern zu wappnen, Kinder in einer Welt gut zu erziehen, in der Bildschirme allgegenwärtig sind."

Quelle: <link https: www.eurekalert.org pub_releases uog-ccb010919.php _blank external-link-new-window external link in new>EurekAlert! <link https: news.uoguelph.ca controlling-childrens-behaviour-with-screen-time-leads-to-more-screen-time-new-study-reveals _blank external-link-new-window external link in new>University of Guelph, <link https: www.thestar.com life these-parenting-moves-make-the-difference-for-kids-screen-time.html _blank external-link-new-window external link in new>Toronto Star, <link https: bmcobes.biomedcentral.com track pdf s40608-018-0214-4 _blank external-link-new-window external link in new>BMC Obesitiy