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Zu lange Wartezeiten für Psychotherapien bei Kindern

Kinder- und Jugendpsychiater sind besorgt über die medizinische Versorgung von psychisch kranken Kindern im Nordosten Deutschlands, insbesondere im ländlichen Raum. Lange Wartezeiten für Therapien erschweren die Betreuung und zeitgerechte Behandlung von Kindern und Jugendlichen…

Kinder- und Jugendpsychiater aus Mecklenburg- Vorpommern haben anlässlich der Jahrestagung des Bundesfachverbandes in Schwerin ein düsteres Bild der medizinischen Versorgung im Nordosten gezeichnet. So müssten behandlungsbedürftige Kinder in Mecklenburg-Vorpommern derzeit vier bis sechs Monate auf einen Termin bei einem geschulten Kinderpsychiater warten, sagte Sylke Ilg, Chefärztin einer Fachklinik in Röbel, in Schwerin. Für Psychotherapien betrage die Wartezeit sogar bis zu einem Jahr. Vor allem im ländlichen Raum gebe es große Lücken.

Wie der Chefarzt der Schweriner Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Christian Haase, hervorhob, leiden vor allem sozial schwache Familien unter den großen Versorgungslücken. „Weil die Fahrt zur Klinik oft weit und teuer ist, fällt sie häufig einfach weg“, erklärte der Mediziner. Ambulante Außenstellen von Kliniken, wie sie in anderen Bundesländern üblich seien, würden von den Krankenkassen in Mecklenburg-Vorpommern aber nicht finanziert, beklagten beide Ärzte. Dabei sei die Nähe zu den Familien, in denen psychisch kranke Kinder lebten, und häufig auch eine sozialpsychiatrische Betreuung besonders wichtig.

Laut Ilg lassen Studien darauf schließen, dass etwa 20% der Kinder und Jugendlichen mindestens einmal psychiatrischer Hilfe bedürfen, 8% seien dringend behandlungsbedürftig. Neben klassischen Krankheitsbildern wie Ess- und Persönlichkeitsstörungen seien Misshandlungen, Mobbing in der Schule, überhöhter Leistungsdruck oder Scheidungsfolgen häufig Gründe für psychiatrische Behandlung. Haase sprach sich dafür aus, bei den obligatorischen Untersuchungen von Kindern neben der körperlichen auch die psychische Entwicklung stärker zu beachten.