Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

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Zu viele (chronisch) kranke Kinder und viel zu wenige Pädiater - BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: "Die neue Bundesregierung muss schnellstens handeln!“

"In Deutschland gibt es erfreulicherweise wieder mehr Kinder, gleichzeitig aber immer weniger Kinder- und Jugendärzte. Heute schon finden viele Familien keinen Kinder- und Jugendarzt mehr in ihrer Nähe. Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen und damit deren Chancen auf ein gesundes Aufwachsen ist in Gefahr, wenn die Politik nicht schnell handelt," so BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach auf der Pressekonferenz im Rahmen des BVKJ-Herbstkongresses heute in Bad Orb.

"Die Gründe für die Ausdünnung der pädiatrischen Versorgung liegen in falschen Weichenstellungen der bisherigen Gesundheitspolitik", so Dr. Thomas Fischbach weiter.

"Wir haben mitnichten eine Überversorgung mit kinder- und jugendärztlichen Praxen, wie es das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz(GKV-VSG) nahelegt. Wir haben vielmehr schon heute eine Unterversorgung. Denn viele Praxen spezialisieren sich heute auf bestimmte Krankheitsbilder, um zum Beispiel der wachsenden Zahl chronisch kranker Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. Damit fallen sie für die hausärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen aus. In den nächsten fünf Jahren wird zudem ein Viertel aller heute noch praktizierenden Kinder- und Jugendärztinnen in Ruhestand gehen. Die nachrückenden Kinder- und Jugendärzte und -ärztinnen zieht es vor allem in die attraktiven Großstädte; vor allem die Frauen wählen Teilzeitmodelle, um Familie und Beruf besser 'unter einen Hut' zu bekommen, dadurch sinkt das Arbeitszeitvolumen. Auf der anderen Seite haben wir es heute längst nicht mehr nur mit einfachen Infekten zu tun, sondern vielfach mit aufwändig zu behandelnden Entwicklungsstörungen. Dazu kommen immer mehr Präventionsaufgaben, zusätzliche Impfungen u.v.a.m. Wir brauchen also mehr und nicht weniger Kinder- und Jugendärzte."

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat in der vergangenen Legislaturperiode intensiv an einem Konzept gearbeitet, um die Pädiatrie zukunftsfest zu machen. Dieses Konzept sieht neben einer dem zukünftigen Bedarf angepassten Erhöhung der Medizinstudienplätze vor allem mehr ambulante Aus- und Weiterbildung in pädiatrischen Praxen vor.
Dr. Thomas Fischbach: "Wer erlebt, wie niedergelassene Kinder- und Jugendärzte Kinder von der Geburt bis zum Erwachsenenleben ärztlich begleiten, findet sicher auch Gefallen an einer Niederlassung und trägt damit dazu bei, dass Kinder und Jugendliche auch in Zukunft in unserem Land medizinisch gut versorgt werden und gesund aufwachsen können."
Weiterhin fordert der BVKJ: Kein Abbau von theoretischer Überversorgung durch das GKV-VSG, solange es keine bedarfsbezogene Planung gibt.

Dr. Thomas Fischbach: "Wir brauchen eine neue Bedarfsplanung, die die Realitäten berücksichtigt, den höheren Betreuungsaufwand, den geringeren Arbeitsstundenumfang pro Kinder- und Jugendarzt, die steigende Anzahl von Geburten und zugewanderten Kindern und Jugendlichen. Eine solche Bedarfsplanung muss auch regional flexibel gestaltet werden, statt starr Zahlen festzulegen. Vor allem in den Städten muss der Arbeitsanteil der Spezialpraxen herausgerechnet werden; die dann entstehenden Arztsitze müssen der hausärztlichen Pädiatrie zugeordnet werden. Darüber hinaus müssen Kinder- und Jugendärzte die Möglichkeit (inklusive entsprechender Finanzierung) bekommen, bei Bedarf Kolleginnen oder Kollegen anstellen zu dürfen. Last but not least müssen die Kassen endlich auch unsere Mehrarbeit durch den Anstieg von Vorsorgen und Impfungen, durch neue Aufgaben aufgrund neuer Morbidität und frühem Kita-Besuch, durch mehr Dokumentation und Kodierung sowie Beachtung von Richtlinien finanzieren.

Dr. Thomas Fischbach: "Unsere Pläne liegen auf dem Tisch. Das Parlament ist gewählt und kann sich an die Arbeit machen, die gesetzlichen Voraussetzungen für die Umsetzung zu schaffen. Und zwar JETZT. Denn die Kinder und Jugendlichen in unserem Land haben ein Recht auf bestmögliche kinder- und jugendärztliche Versorgung und sie können nicht mit dem Aufwachsen warten."

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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.

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Weitere Informationen zum 45. Herbst-Seminar-Kongress des BVKJ (05.-08.10.2017 in Bad Orb) erhalten Sie ab ca.12:30 im <link https: www.bvkj.de presse pressemitteilungen _blank external-link-new-window external link in new>Pressebereich der BVKJ-Seite www.bvkj.de.

  • <link file:4729 download file>Pressemitteilung Dr. med. Thomas Fischbach, Präsident des Berufs-verbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ)
  • <link file:4728 download file>Pressemitteilung Prof. Dr. med. Klaus-Michael Keller, Wissenschaftliche Leitung