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Zuckerkrankheit im Kindesalter: Spielt Vitamin D eine Rolle?

Fünf Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die regelmäßige Vitamin-D-Zufuhr bei Säuglingen möglicherweise das Risiko für eine Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 1) verringern kann. Vitamin D hat einen positiven Effekt auf das Immunsystem und kann die Zellen der Bauchspeicheldrüse vor Fehlfunktionen bewahren...

Als Fazit einer Auswertung (Metaanalyse) von fünf Studien kann eine ausreichend dosierte und regelmäßige Vitamin-D-Zufuhr bei Säuglingen möglicherweise das Risiko, Diabetes Typ 1 (juveniler Diabetes) zu entwickeln, um fast ein Drittel reduzieren. Diese lebenslang bestehende Zuckerkrankheit entsteht überwiegend im Kindesalter mit einer Häufung zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr, wobei in den letzten Jahren die Betroffenen immer jünger werden. „In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 2.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren an einem Typ 1-Diabetes. Umgerechnet bedeutet das, dass eines von ca. 400–500 Neugeborenen in den ersten 15 Lebensjahren einen Typ 1- Diabetes entwickeln wird. Die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse werden bei dieser Krankheit zerstört, so dass Insulinmangel vorliegt. Erbliche Faktoren, Immundefekte und äußere Einflüsse, wie z. B. Infektionen oder Stress, sind vermutlich an der Krankheit beteiligt bzw. für deren Ausbruch verantwortlich. Wie für Diabetes Typ 2 wurde aber auch für Diabetes Typ 1 eine Zunahme der Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten beobachtet, die wahrscheinlich weniger auf genetischen Faktoren als auf Faktoren der Lebensweise beruht und noch wenig erforscht ist“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

Die englischen Forscher Dr. Christos Zipitis und Dr. Anthony K. Akobeng erklären einen möglichen Zusammenhang von Vitamin D und Diabetes Typ 1 damit, dass Vitamin D neben einem positiven Effekt auf das Immunsystem auch die Zellen der Bauchspeicheldrüse vor Fehlfunktionen bewahren kann. Auf der anderen Seite kommen Kinder immer weniger ans Sonnenlicht, mit dessen Hilfe der Körper selbst Vitamin D produzieren kann. Auch eine unterschiedliche geographische Häufigkeit der Erkrankung spricht dafür, dass UV-Exposition eine Rolle spielt: Ein finnisches Kind hat beispielsweise im Vergleich zu einem Kind aus Venezuela ein 400-mal größeres Risiko an juvenilem Diabetes zu erkranken.

„Die Langzeitbehandlung von Kindern mit Diabetes Typ 1 besteht in der Gabe von Insulin, einer geregelten Ernährung und körperlicher Aktivität. Mit Hilfe einer regelmäßigen und häufigen Blutzuckermessung, die eine individuelle Anpassung der zu injizierenden Insulinmenge erlaubt, können Diabetesfolgeerkrankungen am besten verhindert werden. Dies erfordert jedoch die aktive Mitarbeit des Kindes bzw. des Jugendlichen und seiner Eltern. Grundsätzlich ist die Anbindung der Patienten an ein spezialisiertes Zentrum notwendig. Ausführliche Schulungen und der Kinder- und Jugendarzt als ‚Supervisor’ können dabei helfen“, so Dr. Fegeler. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. ist Deutschland zwar kein „Vitamin-Mangelland“, aber bei einer ausschließlichen Ernährung des Säuglings in den ersten Monaten mit Muttermilch oder mit industriell hergestellter, nährstoffadaptierter Säuglingsmilchnahrung erhält das Kind nicht ausreichende Mengen an Vitamin D. Denn Babys haben einen erhöhten Bedarf. Auch die Synthese aufgrund der Sonneneinstrahlung ist in Deutschland vor allem in den Wintermonaten nicht ausreichend. Säuglinge erhalten in Deutschland deshalb bereits zur Rachitisprophylaxe Vitamin D3 ab dem 5. Lebenstag (Vitamin D3 12,5 µg/Tag = 500 IE) für mindestens 1 Jahr, wobei das Einnahmeende grundsätzlich nicht in den Herbst und Winter, sondern auf das nachfolgende Frühjahr gelegt werden sollte.
„Auch wenn ein Zusammenhang zwischen Vitamin D und Diabetes Typ 1 aus den fünf Studien ersichtlich ist, so können daraus keine eindeutigen Schlussfolgerungen gezogen werden, bevor nicht weitere Untersuchungen vorliegen. Denn die Forschungsarbeiten hatten nicht berücksichtigt, ob die Kinder vor der Einnahme von Vitamin D unter einem Vitamin-D-Mangel gelitten hatten“, lautet das Fazit von Herrn Dr. Fegeler.