Die soziale Verwahrlosung in vielen Stadtquartieren wird zunehmend ein Fall für die Medizin. Jedes dritte bis vierte Kind erhält inzwischen eine Therapie, um geistige oder körperliche Entwicklungsdefizite auszugleichen. Der Berliner Landesverband der Kinder- & Jugendärzte beklagt eine "dramatische Verschlechterung der motorischen, sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten der Klein- und Vorschulkinder".
Als normal gilt, dass etwa jedes zehnte Kind auf Grund körperlicher Defizite eine so genannte Entwicklungstherapie braucht. In Berlin kommen zu diesen Fällen aber noch die vielen Kinder, die in Armutsfamilien leben. Sie werden nach Angaben der Ärzte ungesund ernährt, vorm Fernseher "verwahrt", nicht ausreichend geimpft und kaum intellektuell gefördert.
Die Schulen weisen seit langem darauf hin, dass viele Erstklässler nicht einmal einen Stift halten können. Auch die sprachlichen Defizite sind kein Geheimnis. Weniger bekannt war bisher, dass sich die sozialen Missstände inzwischen auch deutlich auf die Arbeit der Kinder- & Jugendärzte auswirken.