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Zunehmende Meningitis-Gefahr in der kalten Jahreszeit: Nicht mit Grippe verwechseln

Meningokokken-Meningitis, eine schwere bakterielle Hirnhautentzündung, verbreitet sich vor allem in den kalten Monaten. Denn die Keime wandern in winzigen Schleimtröpfchen aus Mund und Rachen von Mensch zu Mensch, und dies gelingt besonders leicht, wenn sich viele Personen zusammen in Räumen aufhalten. Eine Infektion mit Meningokokken kann anfangs einer Grippe ähneln, doch sie ist noch gefährlicher. Kinder bekommen sehr rasch sehr ausgeprägte Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen...

Während der kalten Monate im Winter und Frühjahr ist das Risiko, an einer Meningokokken-Meningitis, einer schweren bakteriellen Hirnhautentzündung, zu erkranken höher als in der übrigen Zeit. Denn, wenn Menschen sich häufig auf engem Raum zusammen aufhalten, können sich die Erreger in winzigen Schleimtröpfchen aus Mund und Rachen besser verbreiten. „Eine Infektion mit Meningokokken kann anfangs einer Grippe ähneln, doch sie ist noch gefährlicher. Kinder bekommen sehr rasch sehr ausgeprägte Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Benommenheit, Verwirrung, Taubheitsgefühl in Händen sowie Füßen und ein schmerzhafter bzw. steifer Nacken sind mögliche Anzeichen“, erklärt Dr. Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin, die Schwierigkeit eine Meningokokken-Meningitis zu erkennen. Vor allem Kinder unter fünf Jahren und Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren erkranken. Pro Jahr infiziert sich weltweit etwa eine halbe Million Menschen mit Meningokokken. In Deutschland sind etwa 400 Menschen jährlich von einer Meningokokken-Erkrankung betroffen, ca. 10% der Patienten versterben, weitere 10-20% erleiden dauerhafte Behinderungen.

Meningokokken lösen in zwei Drittel der Fälle eine Hirnhautentzündung aus, etwa ein Drittel der Fälle entwickelt eine Blutvergiftung (Sepsis). Seit 2006 empfiehlt die STIKO, Kinder im zweiten Lebensjahr gegen Meningokokken der Serogruppe C impfen zu lassen – eine in Deutschland verbreitete, besonders gefährliche Meningokokken-Art. Allen vor dem Juli 2005 geborenen Kindern, d.h. allen Schulkindern, die noch nicht geschützt sind, rät die STIKO zu einer nachträglichen Immunisierung. „Eltern sollten die Nachholimpfung nicht zu lange hinauszögern, denn für Teenager ist das Ansteckungsrisiko dann wieder besonders groß“, warnt Dr. Terhardt. Diese Nachholimpfung gegen Meningokokken der Serogruppe C wird bis zum Alter von 17 Jahren von den Krankenkassen erstattet.

Vor Auslandsreisen ist eine zusätzliche Impfberatung sinnvoll, um zu klären, ob ein Schutz gegen weitere Meningokokken-Serotypen erforderlich ist. So treten im afrikanischen Meningitisgürtel - südlich der Sahara vom Sudan bis zum Senegal – überwiegend die Serogruppe A, in Saudi-Arabien überwiegend die Serogruppe W135 und in Asien überwiegend die Serogruppen B und C auf. In den USA kommen hauptsächlich die Serogruppen B, C und Y vor. Ab 12 Jahren können Kinder dagegen mit einem gut wirksamen 4-valenten Meningokokken-Impfstoff immunisiert werden, wie es z.B. in den USA schon üblich ist. Dieser deckt die Serogruppen A, C, W135 und Y ab. Die Kosten für diese „Reiseimpfungen“ werden von einigen Krankenkassen erstattet. Ein Impfstoff gegen die in Deutschland und weltweit vorkommenden Serogruppe-B-Meningokokken ist derzeit im Zulassungsverfahren, steht aber noch nicht zur Verfügung.

Quellen:
Robert Koch-Institut: SurvStat,
http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand: 14.09.11.
Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, 20.09.11.
Robert Koch-Institut: Meningokokken-Erkrankungen. RKI-Ratgeber für Ärzte. Stand 02.09.11.