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„Zwergenaufstand" – Was tun?

Eltern wissen oft nicht mehr weiter, wenn ihr zwei- bis dreijähriges Kind ständig Tobsuchtsanfälle bekommt. Darüber hinaus ist es ihnen gegenüber anderen sehr peinlich. Dr. Thomas Fischbach, Landesvorsitzender der nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte, erklärt Eltern, dass dies ein wichtiger Entwicklungsschritt ist, aber dass sie sich dennoch nicht von den kleinen „Rumpelstilzchen“ erpressen lassen müssen…

„Mein Sohn rastet bei jeder Kleinigkeit aus. Was mache ich nur?“ Viele Eltern kommen mit dieser oder ähnlichen Fragen in unsere Sprechstunde. Vor allem wenn es jetzt bald, nach dem Sommer in die Betreuung oder in den Kindergarten gehen soll, machen sich Mütter und Väter Sorgen. „Was passiert, wenn sich mein Kind nicht in die Gruppe integriert, wenn es sich wie zu Hause vor Wut auf den Boden wirft, strampelt und schreit?“ Manchmal liefert uns der Nachwuchs auch gleich an Ort und Stelle eine kleine Demonstration seines Könnens und tobt durchs Untersuchungszimmer. Was den Eltern oftmals peinlich ist, ist für uns Kinder- und Jugendärzte zunächst einmal Ausdruck eines wichtigen Entwicklungsschritts zwei- bis dreijähriger Kinder, so Dr. Thomas Fischbach, Landesvorsitzender der nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte. In diesem Alter beginnen Kinder die Bedeutung des Wortes "Ich" zu begreifen. Sie entwickeln zunehmend eigenen Willen, wollen ihr Handeln selbst entscheiden, auch wenn sie mit der Wahl noch überfordert sind, sie empfinden ihr "Ich" als allmächtig und werden wütend, wenn ihnen Grenzen gesetzt werden oder wenn sie scheitern. Für Eltern eine schwierige Zeit. Mit klaren Regeln, die das Kind verstehen und - in ruhigen Minuten - nachvollziehen kann, lässt sich die Trotzphase jedoch überstehen. Einzelnen Wutausbrüchen sollten Mutter oder Vater dann mit Besonnenheit begegnen.

Auch Kindern müssen Enttäuschungen ertragen können
Viele Eltern lassen sich jedoch durch die Wutanfälle ihrer Kinder erpressen und erfüllen ihnen dann jeden Willen. Diesen faulen Frieden bezahlen sie jedoch mit immer wieder neuen Trotzanfällen. Das Kind lernt nicht, mit Frustration umzugehen, zwischen Wollen und Können zu unterscheiden.

Besser ist es, ruhig und konsequent zu bleiben, sich nicht durch Weinen, Toben und Strampeln erpressen oder gar zu Ohrfeigen hinreißen zu lassen. In den heimischen Wänden hilft es, eventuell kurz den Raum zu verlassen, bis die größte Wut verraucht ist. Dann können Sie aber auch wieder auf das Kind zugehen, es in den Arm nehmen und Versöhnung signalisieren. Auf Häme ("Na bitte, geht doch...") sollten Sie verzichten.

Wutausbrüche an öffentlichen Orten vermeidet man am besten, indem man dem Kind ermüdende Einkaufstouren, quälend lange Restaurantbesuche und andere Elternvergnügungen erspart. Dies ist nicht immer möglich. Und Kinder haben ein gutes Gefühl für den richtigen Augenblick. Der ist meist gekommen, wenn die Eltern selbst bereits müde und gereizt sind, beide Hände voller Taschen und Tüten haben, und im Rücken eine lange Kundenschlange besonders eiliger Kunden. Mindestens die Hälfte von ihnen sind verhinderte Super-Nannies und haben jede Menge guter Ratschläge. Dr. Fischbachs Rat: Überhören, das Kind auf den Arm nehmen und den Schauplatz verlassen. Und was tun mit den Wutausbrüchen in der Kindertagesstätte? Erzieher/innen sind Profis und wissen damit umzugehen. Und wenn zu Hause die pädagogische Richtung stimmt, werden die „Ausraster“ mit der Zeit auch seltener und verschwinden schließlich ganz.