Kinderarztpraxis Neuburg - Dr. med. Ursula Schwaiger & Simone Porz
Schreiunruhe und Nabelkoliken
Übermäßige Schreiunruhe, im Volksmund „Drei-Monats-Kolik“ genannt, ist ein verbreitetes Phänomen unserer Zeit. Typischerweise beginnt die Schreiunruhe nach ca. einer Woche und hält dann mehr oder weniger heftig über drei Monate an, bis sie wieder spurlos und gottlob auch folgenlos verschwindet. Bei den Eltern löst das Schreien einen „Beschützer-Reflex“ aus. Sie möchten das Kind trösten. Das gelingt oft nur mit großen Mühen, in einigen Fällen leider gar nicht. Die Eltern erleben Frustration und machen sich heimlich Vorwürfe, keine guten Eltern zu sein. Aus der Umgebung (Verwandte, Bekannte, Nachbarn) häufen sich gut gemeinte Ratschläge und „todsichere“ Erfolgstipps. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Das Babyschreien ist oft anlagebedingt. So wie es pflegeleichte und mit allem zufriedene Babies gibt, gibt es eben auch lebhafte, charakterstarke und neugierige Kinder. Dies führt in den ersten Wochen nicht selten zu Überreizung der Sinne des kleinen Erdenbürgers und inneren Verspannungen, die sich dann durch Schreien entladen müssen.
Ein paar Tipps hierzu:
1. Überreizung abbauen! Dauerndes Stillen, zu heftiges Schaukeln, häufiger Personenwechsel oder Überforderung mit Ablenkungstechniken wie Spielzeug, Rasseln, Musik, etc. „überfüttert“ die Sinne Ihres Kindes.
2. Schlafen, Spielen und Spaziergänge sollten möglichst zu festen Tageszeiten stattfinden. Routine hilft dem Baby.
3. Festen Trinkrhythmus angewöhnen, dazwischen nur Tee.
4. Wenn Ihr Baby wach wird, sollte es nicht gleich gestillt werden. Versuchen Sie es eine Weile (bis zu einer Stunde) hinzuhalten: Streicheln, Reden, Schnullern, Herumtragen, Wickeln, etc.
5. Nach der Mahlzeit Aufstoßen lernen, beim Wickeln an warmem Platz leichte Bauchmassagen (ggf. sogenannte Windsalbe verwenden).
6. Herumtragen in der „Fliegerstellung“, Füßchen mit Handteller festhalten, Babys Beinchen dabei in Beugestellung bringen. Dadurch gehen leichter Winde ab und das Aufstoßen fällt leichter. Aber: Herumtragen soll nur als Übergang helfen, nicht Dauergewohnheit werden.
7. Bei immer wieder Weinen evtl. paar Minuten "alleine" lassen, es braucht die Chance zu lernen sich selbst zu beruhigen.
8. Vater und Mutter sollten sich im „Babydienst“ abwechseln.
9. Bestimmte homöopathische Medikamente können helfen die inneren Spannungen umzustimmen.
Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn diese Tips nicht sofort helfen. Die Umstellung kann bis zu einer Woche dauern bis ein Erfolg sichtbar wird. Sollte dann noch keine Besserung eingetreten sein, braucht ihr Kind noch etwas Zeit. Vier Wochen später können Sie es noch einmal probieren.
Hautpflege Nabel: Üblicherweise fällt der Nabelschnurrest innerhalb von 10 Tagen nach der Geburt ab. Nabel bitte „luftig“ halten (Windel nach unten einschlagen). Nabel nach dem Baden vorsichtig abtrocknen. Bei schmierendem oder stinkenden Nabel bitte Arztbesuch. Schuppung: Die oberste Hautschicht schuppt sich nach der Geburt. Dies ist kein Zeichen einer zu trockenen Haut. Sollten Sie Cremes einsetzen, achten Sie darauf, daß sie ohne Parfüm oder Konservierungsstoffe hergestellt sind. Testen Sie die Verträglichkeit zunächst an einer markstückgroßen Hautstelle. Neugeborenenakne: Ein natürlicher Vorgang in der 1.-6. Lebenswoche bedingt durch die mütterliche Hormone über die Plazenta oder die Muttermilch. Pflegemaßnahmen sind i.d.R. nicht erforderlich. Milchschorf: Gelbe schuppig-fette Verkrustungen im Kopfbereich sind eine häufige Hauterscheinung nach Geburt. Dies hält häufig bis zum Abschluß des Haarwechsels (mit 4-5 Monaten) an und ist nicht besorgniserregend. Nur ausgeprägte Formen bedürfen einer Behandlung. Windelbereich: Bitte nur mit Wasser (ggf. seifenfreien Reinigungsmitteln) säubern. Auch Hautfalten und bei Mädchen die Falte zwischen den Schamlippen vorsichtig säubern. Öl sollten sie nur im Ausnahmefall zur Reinigung verwenden. Es fördert das Pilzwachstum und z.T. die Allergiebereitschaft. Nach dem Waschen den Windelbereich und die Hautzwischenfalten gut trocknen. |
Ernährung Stillen und Flasche Während ein Baby in der ersten Zeit nach Bedarf gefüttert wird - sowohl beim Stillen als per Flasche - sollten Sie in den ersten Lebensmonaten einen festen Rhythmus (Essens- und Schlafzeiten) mit Ihrem Kind erspüren und praktizieren. Üblicherweise trinkt ein Baby alle 3 bis 4 Stunden. Die Ruhezeit braucht der Magen um zu verdauen und sich zu entleeren. Während der ersten fünf bis sechs Monate sollten sie nichts zufüttern. Zwischengaben von Tees (Fenchel-, Kümmel-, Kamillentee) sind dagegen erlaubt. Vermeiden Sie auf alle Fälle die im Handel angebotenen Baby- oder Kindertees sowie Säfte. Diesen enthalten sehr viel Zucker sowie Fruchtsäuren und sind für den kleinen Magen schwer verdaulich. Bei leichteren Allergien der Eltern sollte zunächst allergenarme Milchnahrung mit dem Zusatz „H.A.“ (=hypoallergen) verwendet werden. Bei bestehenden Allergien beider Elternteile ist in bestimmten Fällen sogar eine allergenfreie Nahrung, wie spezielle Hydrolysatnahrungen zu empfehlen. Schluckauf Neugeborene besitzen ein sehr kräftiges Zwerchfell zur Bauchatmung. Dieses bildet sich in den ersten drei Monaten zurück, was naturgemäß von häufigeren Schluckaufepisoden begleitet wird. Sie werden in der Regel von Ihrem Baby nicht als störend empfunden. Spuckeln Der Eingang der Speiseröhre zum Magen hin wird beim Baby bis zum 7.Lebensmonat noch nicht richtig abgedichtet. Es kommt häufig zum Rückfluß von Milch und dem sogenannten Spuckeln. Bei sonst gutem Gedeihen Ihres Kindes gilt der Spruch im Volksmund „Speikind = Gedeihkind“. Sollte Ihr Baby dagegen jede Trinkmahlzeit in weitem Bogen spucken, oder kein Gewicht zunehmen, bitte sofortiger Arztbesuch. Stuhlgang Ein vollgestilltes Kind erhält durch die Muttermilch eine hochwertige Nahrung, die von der Mutter bereits vorverdaut wurde. Daher ist der Muttermilchstuhl kaum stinkend (von leicht süßlichem Geruch) gelblich und körnig (nicht braun und fest). Die Häufigkeit des Stuhlganges schwankt zwischen mehrmals täglich und einmal pro Woche. Dies ist bei ausschließlicher Muttermilchgabe normal, kein Zeichen für Verstopfung und völlig unbedenklich. Bei der Umstellung auf Flaschennahrung reagieren nicht wenige Kinder mit einer leichten Verstopfung. Hier hilft oft die Zugabe von 1-2 Teelöffel Milchzucker oder Weizenkeimöl pro Flasche. |
Schnupfen und Röcheln Schnupfen und eine leicht rasselnde Atmung ist ein häufiges Phänomen im Säuglingsalter. Oft ist dadurch das Trinkverhalten gestört, da das Baby beim Saugen keine Luft mehr über die Nase holen kann. Zudem sind die Nasenlöcher noch sehr eng und zierlich. Da die Kleinen in dem Alter noch nicht schneuzen können, hat sich folgendes bewährt: Sie können die Nase regelmäßig mit einer Salzlösung spülen und mit einem kleinen Nasensauger - erhältlich in der Apotheke - freisaugen. Alternativ zwirbeln Sie die Ecke eines Papiertaschentuches oder Kleenex zusammmen, fahren dabei mit leicht drehenden Bewegungen in das Nasenloch und ziehen dies dann zügig heraus. |
Tränengangsenge und Verklebte Augen Bei vielen Babies sind die Tränenwege noch sehr verengt. Die Tränenflüssigkeit kann daher nicht so leicht in die hintere Nase ablaufen, in der Folge kommt es zur Verklebung und Entzündung der Augenlider. Verklebte Augen können Sie mit Fencheltee oder Augentrost-Lösung (aus der Apotheke) von der Nasenwurzel hin zum äußeren Lidrand auswischen. Mit Hilfe der Tränengangsmassage - leicht rotierender Fingerdruck auf die Stelle zwischen Nasenwurzel und innerem Lidrand können Sie den Heilungsprozeß fördern. Bei besonders hartnäckigen Fällen hilft oft nur noch die kurzzeitige Gabe einer speziellen antibakteriellen Augensalbe, die Sie von uns auf Rezept erhalten. |