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Praxis für Kinder- und Jugendmedizin am Kattewall

Grundlagen für Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie

Geregelt werden Ergo, Logo und Physio in der Heilmittelrichtlinie.

In den Heilmittelrichtlinien heißt es z.B. in §3 Absatz 2: 

"Heilmittel können zu Lasten der Krankenkassen nur verordnet werden, wenn sie notwendig sind, um

  1. eine Krankheit zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern,
  2. eine Schwächung der Gesundheit, die in absehbarer Zeit voraussichtlich zu einer Krankheit führen würde, zu beseitigen,
  3. einer Gefährdung der gesundheitlichen Entwicklung eines Kindes entgegenzuwirken, oder
  4. Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zu mindern."

D.h. hier muss ein echtes Defizit, ein echtes Problem vorliegen. 

Im Heilmittelkatalog ist genau aufgeschrieben, was verordnet werden darf. Wennetwas dort nicht drinsteht, dann darf es nicht verordnet werden. Das heißt dann nicht, dass ein Marburger Konzentrationstrainig, eine Neurofeedback-Therapie, eine Lerntherapie oder eine Reittherapie falsch und schlecht ist, die Kassen übernehmen einfach die Kosten nicht.Es muss, wenn gewünscht oder sinnvoll, selbst bezahlt werden. Eine Verordnung dafür gibt es nicht.

Kinder sind sehr empfindsame Menschen; sie spüren oft viel mehr und sensibler, was Eltern, Therapeuten, Erzieher, Lehrerinnen oder Ärztinnen denken. Wenn ein Kind spricht, dann will es verstanden werden und gelobt. Wenn Sie Ihr Kind dafür loben, dass es mit Ihnen gesprochen hat, dann freut sichIhr Kind und fühlt sich gelobt. natürlich will es immer wieder Ihr Lob = ein Zeugnis Ihrer Liebe. Also wird Ihr Kind in einer Tour srechen. Und dabei immer besser. Wenn Sie Ihr Kind verbessern, dann fühlt sich Ihr Kind von Ihnen nicht verstanden (im wahrsten und übertragenen Wortsinn!). Ihr Kind möchte nicht, dass Sie unglücklich sien (weil Ihr Kind wieder etwas falsch gesagt hat), also wird Ihr Kind eher verstummen, weniger reden, weniger üben, keine Fortschritte im Sprechen machen. 

Und bitte überlegen Sie: ein Antibiotikum, ein Blutdruckmittel, Antidepressivum oder Ritalin - wirksame und im Bedarfsfall hilfreiche Medikamente! Aber besser ist das doch, wenn ich so etwas nicht brauche, wenn Ihr Kind so etwas nicht braucht. Da sagen Sie doch auch nicht: "der bekommt ein Antibiotikum, warum bekomme ich das nicht für mein Kind".

"Aber es schadet doch nicht!"

Doch! es schadet sehr wohl! Eine Therapie zur falschen Zeit hat Nebenwirkungen!

  1. Wenn Ihr Kind zur Therapie "muss", dann zeigen Sie Ihrem Kind: mit Dir ist etwas nicht in Ordnung, Du kannst etwas nicht. Ihr Kind entwickelt ein Störungsbewußtsein und wird versuchen alles zu vermeiden, um wieder zu scheitern.
  2. Ihr Kind hätte mit 5 Jahren ein perfektes "Sch" gelernt. Mit 5. Die Logopädie mit 4 Jahren sendet falsche Signale an Ihr Kind. Es muss mit 4 Jahren kein "Sch" sprechen. Merkt aber: ich genüge nicht. "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht".
  3. Wenn die Ziele der Therapie nicht der Entwicklung Ihres Kindes entsprechen und nicht klar definiert sind, dann wird Ihr Kind bei der falschen Therapie nur lernen: "mit mir ist etwas nicht in Ordnung und nicht einmal der Spezialist kann mir helfen". Wird es dann mit Spass und Freude zur richtigen Therapie gehen, wenn sie dann notwendig ist (z.B. hilft eine normale Ergo auf Kasse eben nicht, wenn eine Lerntherapie angesagt ist). "Therapie? Kennich! Hattichschon!! Bringtnix!!! Geh´ich nicht hin!"

 

Vor der Therapie

Wenn Sie meinen, Ihr Kind benötige eine Therapie, dann werden wir Sie zuächst zu einem Gespräch einladen.

Kommen Sie bitte zum ersten Treffen ohne Ihr Kind. Wenn Sie uns Ihre Sorgen schildern, dann wird Ihr Kind von Ihnen hören, was es alles nicht kann. "Ich kann das nicht, was meine Mama sich wünscht. Meine Mama findet mich doof, hat mich nicht lieb". Kinder verstummen, ziehen sich zurück, wenn über Schwächen oder Probleme gesprochen wird.

Komen Sie ohne Ihr Kind. Wir besprechen dann, welche Untersuchungen wir machen möchten um herauszuarbeiten, an welcher Stelle wir Ihrem Kind helfen sollten. Dazu haben wir in unserer Praxis z.B. die "Basisdiagnostik für umschriebene Entwicklungsstörungen im Vorschulalter" (BUEVA) und die  "Basisdiagnostik für umschriebene Entwicklungsstörungen im Grundschulalter" (BUEGA). Eie kurze Zusammenfassung der BUEGA finden Sie hier bei Youtube.

Auch bei der Frage, ob ein Kind zur Logopädie geht, muss zuerst geklärt werden, ob die von der Umgebung erwartete Sprache überhaupt dem Alter entsprechend ist, oder ob das nicht alles noch normal ist! Wir dürfen den dritten Jungen in einer Familie nicht genauso beurteilen, wie da einzige Mädchen! Und: es gibt Kinder, die sind zwei Jahre alt und sprechen genau so wie ein Kind, das drei Jahre alt ist. Und beide Kinderhaben eine völlig normale Sprachentwicklung

Das Thema "Stottern" besorgt viele Eltern sehr, denn sehr viele Kinder zeigen "Redeflussstörungen", die vollkommen normal sind. Das echte Stottern muss aber behandelt werden. Eine wunderbare Information mit einem kleien Fragebogen finden Sie auf diesen Seiten. Mit Beispielen. Danach wissen Sie, ob Ihr Kind stottert. Und wenn Sie sich sorgen, dann vereinbaren Sie einen Termin!

Wenn wir gemeinsam zu dem Schluss gekommen sind, das Ihr Kind eine Therapie ("Heilmittelverordnung") benötigt, dann werden Sie ersteinmal Kontakt zu den Therapeuten aufnehmen. Wenn die erste Therapiestunde kurz bevor steht, dann kommen Sie in die Praxis und holen sich das besprochene "Rezept" (die Heilmittelverordnung) heraus. Vor der Logopädie ist ein Hörtest nötig. Die Kassen übernehmen die Therapie nicht ohne guten Hörtest. Und das ist ja auch wirklich richtig und sinnvoll. Kommen Sie bitte nicht zu spät zu diesem Hörtest, denn wenn das Ergebnis nicht sehr gut ausfällt, dann muss ein HNO Arzt noch einmal genauer untersuchen. Und auch das benötigt Zeit.

 

der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie

Wenn Ihr Kind eine Ergotherapie benötigt, dann werden Sie mit der Therapeutin konkrete Kurzzeitziele erarbeiten. Ein "Rezept" beinhaltet 10 Therapiestunden. Das ist  i.d.R. 1/4 Jahr. Eine gute Therapeutin wird dafür sorgen, dass Ihr Kind aus jeder Stunde mit einem Erfolgserlebnis herausgeht. Nur so läßt sich die Motivation, der Spass an der Therapie erhalten.

Aber denken Sie nicht, Sie können während der Therapie in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken! Sie müssen unbedingt dabei bleiben, denn eine Woche hat über 10.000 Minuten. Da können 45 Minuten Therapie nur etwas bewirken, wenn die Therapeutin mit Ihnen arbeitet. Sie werden so etwas wie eine Co-Therapeutin; Sie werden lernen, wie Sie ihr Kind während des Tages, während der Woche so behandeln, dass Ihr Kind im Prinzip die ganze Zeit von Ihnen unterstützt wird, sie werden die Stärke Ihres Kindes nutzen, um die diagnostizierten Schwächen zu behebn. Das geht nur, wenn Sie bei der Therapie anwesend sind. Und Studien haben gezeigt, dass nur dann eine Therapie zügig zum Erfolg führt. Die Therapeuten, mit denen unsere Kinder und Eltern gute Erfahrungen gemacht haben, mit denen wir im Austausch sind, diese Therapeuten arbeiten alle so, da wird Sie niemand vor die Tür schicken!

Die guten Therapeuten, bei denen unsere Eltern zufrieden und erfolgreich arbeiten, können Ihnen recht bald sagen, wie lange die Therapie insgesamt dauern wird. Auch dies ist ein sicheres Zeichen für einen hochqualifizierte Therapeutin!

Nach einer Verordnung - also i.d.R. 10 Therapieeinheiten, ungefähr 1/4 Jahr - benötigen wir von Ihrem Therapeuten einen kurzen Bericht. Sie werden in unserer Praxis gebeten, einen kurzen Evaluationsbogen auszufüllen. Der Austausch zwischen Ihnen und uns ist notwendig, denn wir müssen uns nach jeder Verordnung vom Fortschritt und der weiteren Notwendigkeit der Therapie überzeugen.

Dies sind unsere Grundsätze

Gute Therapeuten - und unsere Therapeuten sind wirklich gut - haben i.d.R. eine Wartelliste. Sie laufen nicht durch die Kindergärten und "untersuchen" Kinder, um sich so mit neuen Patienten zu versorgen (hatten wir früher alles!!).

Die Hinweise von Erzeherinnen und Erziehern oder Lehrerinnen und Lehrern sind ungemein wichtig und hilfreich bei der Formulierung von Therapiezielen, aber wir verordnen nicht auf Zuruf. Wir müssen uns unser eigenes Bild machen und mit Ihnen besprechen, was für Ihr Kind das Richige ist.

Wir stellen keine Verordnung nachträglich aus: "Ich hatte aber schon gestern die erste Stunde", das geht nicht!

Wir stellen auch keine Verordnungen unter Zeitdruck aus: "Ich habe heute Nachmittag die erste Stunde" das geht auch nicht!

Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie sind kostbare Therapien! Aber auch die Zeit Ihres Kindes ist kostbar. Und Ihre auch. Und auch deshalb gibt es eine Therapie nicht ohne Diagnostik und Diagnose.

Dauertherapien sind verboten. Es gbt für jedes "Störungsbild" eine festgelegte Menge an Therapiestunden. Wenn diese einmal nicht ausreichen, dann ist das kein Problem, aber wenn ein Problem immer und immer mehr Therapie erfordert, dann müssen wir sehen, ob dahinter nicht ein ganz anderes, tieferes Problem steckt, ob die verordnete, oder die durchgeführte Therapie nicht unpassend ist. Manches Mal ist weitergehende Diagnostik (in einem Sozial-Pädiatrischen-Zentrum) nötig.

Der Heilmittelkatalog bestimmt unsere Verordnung. Wir schreiben nichts auf, was da nicht drinsteht. Wenn wir Ergotherapie aufschreiben, dann darf keine Lerntherapie gemacht werden. Auch das "Erarbeiten des Zahlenraums bis 20" ist Nachhilfe und keine Therapie. Und Legasthenie muss behandelt werden, aber nicht mit einer Heilmittelverordnung. Auch das ist verboten.

Eine Ergo-, Logo- oder Physiohterapie ist keine Fördermassnahme, sondern die Behandlung einer Erkrankung oder Behinderung.

Fördermassnahmen, das ist etwas ganz anderes. Sport, Lesen, Spielen, bildschirmfreie Zeit, Toben, Lachen, Loben und Lieben"