Kinderarzt Essen - Engelbert Kölker
Ernährung im Säuglingsalter
Muttermilch
Muttermilch, ist die von der Mutter für den Säugling gebildete natürliche Nahrung.
In ihr ist alles für das Gedeihen des Säuglings Notwendige in ausreichender Qualität und Quantität vorhanden.
Die alleinige Ernährung mit Muttermilch ist bei gutem Gedeihen des Säuglings 6 Monate lang möglich; sie ist die wichtigste Maßnahme zum Schutz des Säuglings gegen Infektionen und zur Allergievorbeugung.
Stillen
ist die natürlichste, bequemste und preiswerteste Art,
den Säugling zu ernähren.
Beim Stillen besteht das geringste Verun-reinigungs- und Infektionsrisiko.
Stillen hat eine positive Auswirkung auf die Psyche von Mutter und Kind.
Als Nachteil der Muttermilch wird oft der Schadstoffgehalt angesehen. Die Rückstandskonzentrationen gehen seit langem zurück. Bei Abwägung der Risiken durch die Schadstoffbelastung überwiegen die Vorteile der Muttermilch für den Säugling.
In der Stillzeit sollte die Mutter täglich 0,2 mg Jodid zusätzlich zur Nahrung aufnehmen, um die Jod-Versorgung des Säuglings zu sichern.
Industriell hergestellte
Säuglingsnahrung
Die Alternative zur Muttermilch sind industriell hergestellte Milchpräparate, die eine den Erfordernissen des Säuglings angepasste Nahrung, meist auf Kuhmilchbasis, darstellen.
Die Präparate sind kontrolliert und bilanziert, d.h. mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen angereichert. Ihre Anwendung ist einfach und bei Beachtung der Herstellerempfehlungen sicher.
Mit ihr sollte der Säugling vier Monate lang ausschließlich ernährt werden. Jede zusätzliche Nahrung ist in dieser Zeit unnötig .
Industriell hergestellte Milchpräparate:
Säuglingsmilch mit der Vorsilbe „Pre“
Sie enthält als Kohlehydrat nur Milchzucker, sättigt wie Muttermilch und kann nach Bedarf gefüttert werden.
Säuglingsmilch mit der Ziffer „1“
Sie enthält neben Milchzucker auch Stärke und führt zu einer längeren Sättigungsdauer. Saccharose (Kochzucker) in der Milch ist überflüssig. Bevorzugen Sie daher als „zuckerfrei“ erklärte Präparate.
Folgemilchnahrungen
Diese Säuglingsmilch, oft mit der Ziffer „2“ gekennzeichnet, ist ab dem 5. Lebensmonat für den Säugling geeignet. Sie kann vor allem im 2. Lebenshalbjahr gegeben werden.
hypoallergene Säuglingsnahrung
Für die Ernährung allergiegefährdeter Säuglinge gibt es bei Fehlen von Muttermilch sogenannte hypoallergene, hypoantigene (HA-) Säuglingsmilch und -breie für das erste Lebenshalbjahr. Sie sind nicht kuhmilcheiweißfrei. Sie sind zur Vorbeugung von Allergiesymptomen im ersten Lebenshalbjahr geeignet.
Ersatzmilch
Bei Kuhmilchintoleranz oder -allergie kann der Säugling kuhmilcheiweißfrei mit für Säuglinge geeignete Spezialmilch gut und ausreichend ernährt werden.
Beikost
Lange galt die Empfehlung, möglichst sechs Monate voll zu stillen und dann mit der Beikost zu starten. Nach heutigem Wissensstand ist der Beginn der Beikost zwischen der 17. und 26. Lebenswoche sinnvoll, da sich ein früher Beginn günstig auf die Entwicklung von Nahrungsmittelallergien auswirkt. Hat Ihr Kind Interesse an neuer Nahrung und kann es Brei mit dem Löffel essen, ist dies individuell der richtige Zeitpunkt zur Einführung von Beikost.
Wenn Sie keinen sicheren Bezug für diese Nahrung haben, sollten Sie Gläschenkost für Säuglinge kaufen. Deren Schadstoffbelastung ist überprüft und möglichst gering. Vermeiden Sie es aber, Gläschen mit unnötigen Zusätzen wie Zucker zu kaufen.
Babykost selber zu kochen, empfiehlt sich nur, wenn Sie frisches, bedarfsgerecht gedüngtes und ungespritztes Gemüse und Obst verwenden.
Babykost muss immer frisch oder aus tiefgekühltem Vorrat ohne Zucker und Salz hergestellt werden.
Die Breie können auf Vorrat gekocht, in kleine Portionen aufgeteilt, abgefüllt und eingefroren werden.
Reste der Breie, die länger warmgehalten wurden - gleich ob selbstgekocht oder aus dem Gläschen - dürfen nicht mehr verzehrt werden.
Der Säugling braucht keine Abwechselung; nehmen Sie das, was Ihr Baby gemocht und vertragen hat.
Die Umstellung der Nahrung sollte in kleinen Schritten, über Tage steigernd erfolgen.
Dabei achten Sie auf mögliche Reaktionen der Haut, der Verdauung und auf psychische Veränderungen wie z. B. Unruhe.
Zu Beginn des 5. Monats wird eine Milch-mahlzeit langsam durch einen Gemüsebrei später Gemüse-Kartoffel- danach Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei ersetzt.
Als Nachtisch können einige Teelöffel Obstmus aus Banane, Apfel oder Birne gegeben werden.
Zu Beginn des 6. Monats kann ein industriell hergestellter Milch-Getreide-Brei mit Obst oder ein selbst hergestellter Milch-Getreide-Brei mit Obst gegeben werden.
Im 7. Monat, folgt dann ein milchfreier Getreideflocken-Obst-Brei.
Frischkorn- oder Vielkorn-Breie sollten nicht vor dem neunten Monat gegeben werden.
Ab dem 10. Monat kann mit dem Übergang zur normalen Kost begonnen. Unterstützen Sie die Kau- und Beißversuche durch immer festere Kost. Am Ende des ersten Lebensjahres verträgt das Kind fast alle Lebensmittel und kann zunehmend am Familienessen teilnehmen.
Getränk
Als Getränk für Babys eignen sich Trinkwasser aus der Leitung, ungesüßte Tees aus Beuteln oder ein nitrat- und kochsalzarmes Mineralwasser, das „für Säuglinge geeignet“ deklariert ist.
Säfte sind überflüssig und oft schädlich.
Eine tägliche Gabe von Vitamin D zur Vorbeugung der Rachitis im ersten Lebensjahr und von Fluorid zur Vorbeugung von Karies über das erste Jahr hinaus sind bei Flaschenernährung und beim Stillen notwendig.
Beispiele für selbst zubereitete Breie
Alle Breie sollten Sie anfangs tageweise bis 200g und ab 6.Monat bis 250g bei gleichzeitigem Auslassen der Milchmahlzeit steigern.
Gemüsemahlzeit mit 4 Monaten:
2 Teile (100g) Mus aus Karotten oder Kohlrabi, Blumenkohl, Fenchel, Brokoli, Spinat
1 Teil (50g) Kartoffel
+ 30ml Wasser
+ 10g Butter, Mais- oder Sonnenblumenöl
+ 30g mageres, gekochtes Kalb-/Geflügelfleisch bis 6x/Woche (oder die Ge-
samtmenge der Woche in 2 oder 3 Portionen), oder 1x gekochtes Eigelb/Woche
Nachspeise:
20g = 4 Teel. Apfel-, Birnen- oder Bananenmus einzeln oder kombiniert (ab 6.Monat 50g)
Milch-Getreide-Brei mit 5 Monaten:
200ml Vollmilch oder Säuglingsmilch mit der Ziffer 1 oder 2 (ab 6. Monat 250ml)
+ 20g Haferflocken oder 4 Teel. Grieß
+ 20g selbst gemustes Obst
Getreide-Obst-Brei mit 6 Monaten:
20g Getreideflocken + 90g Wasser oder nach Angaben des Herstellers + 100g Obstmus
+ 5g Butter oder Pflanzenöl
Von industriell angebotenen Milchbreien genügt ein Milch/Hafer- oder Milch/Grießbrei ohne Obstzusätze, dem dann selbst ca. 20g Obstmus zugesetzt wird.