Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Dr. med. Martin Lang & Dr. med. Petra Weinzierl-Moll
Kinder- und Jugendärzte, Homöopathie, Augsburg

Fieber

Einleitung: Abwehr benötigt Energie

Kinder kommen mit vielen guten Anlagen auf die Welt. Mittels der Stimulation durch die Umgebung reifen sie in Vollkommenheit aus. Wie das Sprechen lernen durch ständige Ansprache der Eltern, muss auch das Immunsystem durch pausenlose Auseinandersetzung mit Umweltkeimen Schritt für Schritt ausreifen.

Kinder fiebern häufig und entwickeln dabei oft hohe Temperaturen. Im Durchschnitt macht ein Vorschulkind jährlich 6-8 fieberhafte Entzündungserkrankungen durch. Die Ent-Zündung entfacht (sprichwörtlich) die körpereigene Abwehrenergie des Kindes, die eine Vielzahl von Stoffwechselleistungen, Abwehr- und Selbstheilungskräfte hervorbringt.

Die erhöhte Körpertemperatur ist ein Zeichen dafür, daß die Abwehrmechanismen des Körpers arbeiten. Hohes Fieber ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer schweren Erkrankung. Für "alle Fälle" sollte man stets ein Fieberzäpfchen zuhause haben. Ist die zugrundeliegende Erkrankung unklar, oder das Kind durch Krankheitsbegleiterscheinungen geschwächt, bitte unverzüglich den (diensthabenden) Kinderarzt aufsuchen.

Was ist Fieber ?

Die normale Körpertemperatur liegt zwischen 36,5° und 37,5°.
Sie kann im Tagesverlauf um bis zu 1° schwanken.

  • Temperaturen von 38°- 39° werden als leichtes Fieber,
  • über 39° als hohes Fieber und
  • über 40,5° als sehr hohes Fieber bezeichnet.

Fieber beginnt häufig mit Frieren und Frösteln.
Es folgt oft eine Phase der Kreislaufkonzentration (kalte Füße und heißer Kopf) und schließlich das Schwitzstadium.

Gefahren

Babys:
In den ersten Lebensmonaten kann das Baby häufig noch keine gleichbleibende Körpertemperatur halten. Ist es zu kalt angezogen, sinkt die Körpertemperatur, ist es zu warm angezogen, steigt sie. Dagegen fiebern Babys in den ersten Monaten sehr selten. Fiebernde Babys müssen stets unverzüglich dem Kinderarzt gezeigt.

Hohes Fieber:
Selbst hohes Fieber von 40°- 41° wird von Kindern häufig gut vertragen. Um die richtigen Begleitmaßnahmen zu ergreifen ist es wichtig das Befinden des Kindes gut zu beobachten.

Unangenehme Fieberbegleiterscheinungen, wie Schlafstörungen, Unruhe, Verwirrtheit, sind Grund zu Handeln und sorgsamer Aufmerksamkeit.

Anlass zur Sorge und sofortigem Aufsuchen
des diensthabenden Kinderarztes sind:
>> Benommenheit !
>> Trinkschwäche !
>> ausbleibende Harnausscheidung !
>> unklare Hautausschläge !
>> Kopfschmerzen oder Nackensteife !
>> jeder längere Fieberverlauf über 3 Tage hinaus !
>> Fieber über 38,5° in den ersten 12 Lebensmonaten !

Fieberkrampf

Im Alter zwischen 6 Monaten und 5. Lebensjahr neigen 2 - 5 % der Kinder im Rahmen von hochfieberhaften Infekten zu Krampfanfällen. Meist zu Beginn eines raschen Fieberanstieges (oder auch Abfalles) kommt es bei Kleinkindern zu einer meist harmlosen Kurzschlußreaktion des Gehirns (sog. erniedrigte Krampfschwelle).

Die Neigung zu Fieberkrämpfen ist häufig von den Eltern geerbt (10 - 30%)
Die Kinder verlieren kurzzeitig das Bewußtsein, bekommen einen sog. starren Blick, oder verdrehen die Augen. Das Gesicht , Arme und Beine beginnen seitengleich rhythmisch zu zucken. Anschließend fallen die Kinder in einen Erschöpfungsschlaf.

Nicht harmlos,sondern besorgniserregend sind: Krampfanfälle unter 6 Monaten und über 5 Jahren, Krämpfe ohne Fieberinfekt, halbseitige Krämpfe oder Lähmungen, Krämpfe, die über 5 Min. anhalten, oder auf Fiebermedikamente nicht reagieren.

Erstmaßnahmen:
Seitenlagerung im Bett, damit die Atmung unbehindert bleibt. - Beim Kind bleiben.

Tel. Notarzt : 112 Immer bei erstem Krampf, bei längerem Krampf etc. (siehe oben)
Fiebermedikament rasch geben. Paracetamolzäpfchen (15mg/kg),
Dos.: bis 6 Mo.: 75 mg, 6-12 Mo.: 125mg, 1-5 Jahre: 250mg, über 6 Jahre: 500mg.
Ibuprofen-Saft
Diazepam-Rectiole (0,5mg/kg), Dos.: unter 15kg: 5mg - über 15kg: 10mg (Wdh. mögl.)

Die Fieberursache muss geklärt werden, ein EEG wird nach ein paar Tagen gemacht.

Flüssigkeitszufuhr

Ein fieberndes Kind benötigt mehr Flüssigkeit (Verdunstung). Achten Sie deshalb auf die regelmäßige Urinausscheidung (alle 4-5 Stunden) und bieten Sie ihm immer wieder Getränke an. Am besten sind leicht gesüßte Tees, oder zimmerwarmes ausgerührtes Mineralwasser.Bei Trinkschwäche und ausbleibender Harnausscheidung unverzüglich einen Kinderarzt aufsuchen. Dagegen essen Kinder im Fieberzustand weniger. Sie brauchen sie keinesfalls dazu "zwingen". Leichte Kost, wie Suppen oder frisches Obst, wird meist am besten angenommen.

Bewährte Hausmittel

Waschungen und Abkühlungsbäder
Anwendung nur im warmem Zimmer. Eine Schüssel kaltes Wasser mit einem Schuss Zitonenpressaft oder Kamillentee vorbereiten.

Darin ein grobes Frottiertuch eintauchen, kurz ausdrücken. Hände und Arme, Füße und Beine, Brust, Bauch und Rücken abreiben. Abreibung von außen zur Körpermitte hin. Anwendung rasch - Kind soll nicht frieren und nicht sehr nass werden. Anschließend ohne Abtrocknung Schlafanzug anziehen und gut zudecken.
Wadenwickel
Nur bei heißen Waden - Nicht bei fröstelnden Kindern oder kalten Füssen !!
2 Leinentücher in Schüssel mit ca. 18°C (zimmerwarmen) Wasser mit einem Schuss Essig tauchen, auswringen und glattgestrichen um jeweils einen Unterschenkel wickeln. Tuchbreite vom Fußknöchel bis zum Knie. Darüber ein trockenes Frottiertuch schlagen, das auf beiden Seiten das feuchte Tuch überlappen soll. Darüber ein schmaleres Wolltuch fest wickeln, oder große Erwachsenensocken über Wickel ziehen.
Wichtig:
Die Wickel müssen straff sitzen. Nach ½ Stunde abnehmen und Unterschenkel gut abfrottieren. Stündliche Wiederholung möglich.

Lindenblütentee (schweißtreibend) mit Holunder-Sirup
1 EL Lindenblüten mit 1 Tasse kochendem Wasser überbrühen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen. Etwas Honig und Zitrone oder Holunder-Sirup (Reformhaus) zugeben.
3 - 4 Tassen täglich, frisch zubereitet, wiederholen.

Einläufe
1 EL Kamillenblüten mit 1 Liter kochenden Wasser übergießen und 10 Min. ziehen lassen. Abseihen und eine Prise Salz zugeben; abkühlen lassen.
Den zimmerwarmen Tee in ein Gummiklistier oder Irrigator (Apotheke) füllen, in den After einführen und mit kräftigen Druck entleeren.
Füllmengen:
Säugling 70 - 100 ml,
Kleinkind bis zu 250 ml,
Schulkind bis zu 500 ml. (Bis zu viermalige Anwendung täglich).

Homöopathie
Da Fieber in der Regel einen körpereigenen Heilvorgang darstellt, wird es durch homöopathische Medizin nicht blockiert. Vielmehr soll das Heilmittel dem Körper helfen in eigener Kraft zu gesunden und die unangenehmen Krankheitsbegleiterscheinungen mildern. Die geeigneten Fiebermittel hängen in erster Linie von der individuellen "Konstitution" Ihres Kindes ab.

Aconitum napellus

Fieberbeginn: plötzlich hohes Fieber, besonders: nachts
Auslöser: Zugluft (von Ost), trockene Kälte
Körper-Symptome: rascher, harter Puls, heißer Kopf
Gesichtsfarbe: rotes Gesicht - blaß beim Aufsetzen
Haut: kein Schweiß, trockene Hitze
Durst: Großer Durst auf kalte Getränke
Gemüt: Angst, Unruhe, will nicht allein sein, schreckhaft
Schmerz: überempfindlich, brennend, Ameisenkribbeln
Besserung bei: Kälte, Schwitzen
Verschlimmerung bei: Wärme, Alleinsein, Berührung, nachts
Besonderes Erstmittel - bis Schweiß eintritt

Apis mellifica

Fieberbeginn: plötzlicher Beginn, erst Frost - dann Hitze und Schweiß
Auslöser: infektanfällig, Allergien, Wärme
Körper-Symptome: Schwellungen, Ödeme, Nesselausschlag
Gesichtsfarbe: blaß-rotes aufgedunsenes Gesicht
Haut: Frösteln > Hitze
Durst: durstlos (- oder brennender Durst)
Gemüt: Erschöpfung mit Ruhelosigkeit
Schmerz: brennende, stechende Schmerzen
Besserung bei: kalten Umschlägen
Verschlimmerung bei: Wärme, Berührung
Besonderes typ.: ödematöse Entzündungen, Scharlach

Arsenicum album

Fieberbeginn: hohes Fieber, besonders nachts, wiederholte Schübe
Körper-Symptome: Schwäche, Kraftlosigkeit, Durchfall
Gesichtsfarbe: blaß
Haut: trocken, brennend, kaltschweißig
Durst: heftiger Durst in kleinen Schlucken
Gemüt: Angst, Unruhe, Erschöpfung, Todesangst
Schmerz: brennend, unerträglich
Besserung bei: Wärme, Bewegung, Reiben
Verschlimmerung bei: 0°°- 3°° nach Mitternacht

Belladonna

Fieberbeginn: plötzliches hohes Fieber, Beginn nachmittags / abends
Auslöser: Unterkühlung, Zugluft, Haarewaschen, Sommerhitze
Körper-Symptome: weite Pupillen, rechtsseitig, wildes Delir, Phantasien
Gesichtsfarbe: hochrotes heißes Gesicht, feucht brennend, trocken
Haut: kalte Hände und Füsse, Stamm heiß, feucht
Durst: durstlos
Gemüt: aggressiv, Zornanfälle, schlagen u. beißen
Schmerz: klopfender, hämmernder (Kopf)-Schmerz, überempfindlich
Besserung bei: Ruhe, Alleinsein, Wärme, Rückwärtsbeugen
Verschlimmerung bei: Berührung, Lärm, Gesellschaft, Kälte
Besonderes: Fieberkrampf, Angst vor Hunden

Bryonia alba

Fieberbeginn: langsamer Beginn, morgens
Körper-Symptome: matt, kraftlos, trockener Katarrh
Gesichtsfarbe: rot, heiß
Haut: brennende Hitze von Händen und Füssen
Durst Durst auf Kaltes, in großen Portionen
Gemüt: ärgerlich, gereitzt, liegt ruhig
Schmerz: stechende Schmerzen
Besserung bei: Stilliegen
Verschlimmerung bei: kleinste Bewegung

Chamomilla

Fieberbeginn: wiederkehrend, rasche Wechsel von Frost und Fieber
Auslöser: Zahnungszeit, Aufenthalt in kalter Luft
Körper-Symptome: Blähungen / Durchfälle, riechen nach faulen Eiern
Gesichtsfarbe: Wange einseitig rot und heiß, Speichelfluß
Haut: Kopfschweiß
Durst: o.B.
Gemüt: Reizbar, frech, unruhig, anfallsartiges Schreien
Schmerz: Schmerz- / Berührungsüberempfindlich
Besserung bei: herumtragen, (kann nicht in Bett bleiben)
Verschlimmerung bei: abends, nachts
Besonderes Zahnung, Bauchkoliken, Otitis catarrhalis

Eupatorium perfoliatum

Fieberbeginn: morgens beginnend
Auslöser: feuchtkalte Witterung
Körper-Symptome: galliges Erbrechen, schmerzhafter Husten
Gesichtsfarbe: rotes Gesicht
Haut: Hitze
Durst: heftiger Durst
Gemüt: Zerschlagenheit, Benommenheit
Schmerz: starke Kopf- und Gliederschmerzen
Besserung bei: Schweiß

Ferrum phosphoricum

Fieberbeginn: plötzlich oder langsam, ruhig beginnend, wellenförmig
Auslöser: Erkältung, Anfälligkeit
Körper-Symptome: z.T. wenig beeinträchtigt, Schwäche, Atemwegsinfekte
Gesichtsfarbe: rosa Wangen, Farbe schnell wechselnd, "Erröten"
Haut: heisses Gesicht
Durst: Unstillbarer Durst oder durstlos
Gemüt: wenig beeinträchtigt:spielt "brav"
Schmerz: hämmernder Kopfschmerz
Besserung bei: kalte Umschläge
Verschlimmerung bei: Kälte, Bewegung, nachts
Besonderes: bei Kindern große Fieber- und Otitis-Arznei

Gelsemium sempervirens

Fieberbeginn: langsamer Beginn, mässiges Fieber
Auslöser: Sommerhitze, Sonne, feuchtwarmes Wetter
Körper-Symptome: Frost, Zittern, Schwäche, Augenlider schwach
Gesichtsfarbe: dunkelrot (wie betrunken)
Haut: heißer Kopf mit kalten Händen und Füssen, Schweiße
Durst: wenig Durst
Gemüt: erschöpft, apathisch, schläfrig, teilnahmslos
Schmerz: im gesamten Körper heftige Glieder- und Kopfschmerzen
Besserung bei: Alkohol
Verschlimmerung bei: Sonne, Sommer, Schreck, Aufregung, Bewegung
Besonderes Prüfungsangst, Lampenfieber

Pulsatilla pratensis
Fieberbeginn: z.T. kein Fieber, wellenförmig
Auslöser: erkältlich
Körper-Symptome: Ohrenschmerz, rechtsseitig; milde, gelbe Sekrete
Gesichtsfarbe: blaß
Haut: Frieren, Schüttelfrost, Nachtschweiß
Durst: durstlos (trotz trockener Zunge)
Gemüt: weinerlich, jammert, wechselhaft
Schmerz: plötzlich stechende bohrende Ohrenschmerzen
Besserung bei: frische Luft, Bewegung, Kälte
Verschlimmerung bei: abends, nachts, (Bett-)Wärme, Hitze, Ruhe
Besonderes: Kinder- u. Frauenmittel; blond, blauäugig

Rhus toxicodendron

Fieberbeginn: allmählicher Beginn
Auslöser: Schwitzen mit plötzl. Abkühlung, Überanstrengung, Nässe
Körper-Symptome: Fieberbläschen, brennender Nesselausschlag
Gesichtsfarbe: rot
Haut: Hitze mit kalten Händen und Füssen
Durst: viel Durst
Gemüt: ausgeprägte Ruhelosigkeit, kann nicht ruhig liegen
Schmerz: Gliederschmerz
Besserung bei: Wärme
Verschlimmerung bei: Kälte, Ruhe, nachts
Besonderes typ.: Sommergrippe

Grundsätze der Selbstbehandlung:

Homöopathie ist eine menschengerechte Medizin, sie hat Ihre Grenzen und sollte das Leiden und Komplikationen von Krankheiten vermeiden.

Eine akute Erkrankung, jedes hohe Fieber, jeder starke Schmerz gehört gründlich, kinderfachärztlich untersucht und behandelt. Daher rate ich:

Lieber einmal zu früh, oder zu oft zum Kinderarzt - als einmal zu spät, oder zu wenig.

Weitere wichtige Fiebermittel:


Nux vomica, Sulfur, Pyrogenium, Stramonium, Lachesis, Lycopodium, Mercurius, Phosphor, Camphora

Linktipp: www.jugendmedizin.de

Medizin für Kinder in AugsburgHier finden Sie auf über 600 Seiten:

Im Buchhandel: Dr. Lang: Die Gesundheit Ihres Kindes

Im Internet:
Dr. Lang im Expertenforum


Viel Spaß!

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